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LÖSCH, 17. OKTOBER 1893 1033
hätte vorangehen sollen, Bauerngenossenschaften, Rentengüter usw. usw.,
soll nachfolgen.
Lösch, 13. Oktober 1893
Die Wahlrechtsvorlage wird aus allen Kreisen immer entschiedener ver-
urteilt. Wie lange sollen denn Kurien sich behaupten, Organisationen des
Bauern- und Gewerbestandes, Rentengüter und dgl. zustande kommen, der
Mittelstand, die nationale Grundlage, ja die Monarchie, bestehen, wenn die
Vorlage je Gesetz würde?
Das Ministerium verdient in Anklage versetzt zu werden. Und der Kaiser,
der dazu die Ermächtigung gab! Ich hörte einmal sagen, er würde wohl auch
eventuell sein eigenes Todesurteil unterschreiben. Unbewusst hat er es viel-
leicht jetzt getan.
Wir kommen immer tiefer ins Chaos.
Die deutsche Reichsrats-Linke soll gegen die Verhängung des Ausnahme-
zustands in Prag stimmen wollen? Dann kann die unfähige Regierung zum
Teufel gehen.2399
Außer dem ehrenwerten Julius Falkenhayn kein Schade[n]!
Lösch, 15. Oktober 1893
Der Ausschuss der Vesna, ein Verein zur Bildung „höherer“ Töchter in
Brünn, sand[te] neulich eine Aufforderung zum Beitritt. Welchen Geistes er
ist, zeigt seine Teilnahme an der Jungtschechenversammlung vom 12. März
l. J. der frenetische Jubel der Mädchen und ihrer Vorsteherin Frau Kucera
bei den Reden E[duard] Grégrs, Masaryks und Stránksý[s] und der Blumen-
regen, mit welchen sie überschüttet wurden.
Wären die armen Mädchen einer weibl[ichen] Kongregation zur Erziehung
anvertraut worden anstatt einem, noch dazu wechselnden Weiberausschuss!
Ich gebe natürlich nichts.
Lösch, 17. Oktober 1893
Ich lese heute im Vaterland, Louis Liechtenstein habe sich in einer Ver-
sammlung in Floridsdorf voll und ganz für die Wahlvorlage der Regierung,
also das allgemeine gleiche Wahlrecht, erklärt!2400
So viel Geist und Wissen, und so wenig Stärke des Charakters?
2399 Die Liberalen stellten sich auf Drängen der Deutschböhmen nicht gegen den Ausnahme-
zustand.
2400 Die Wahlreform-Bewegung, in: Das Vaterland, 16.10.1893 A, 3: Die Christlichsozialen
würden keinesfalls für den Antrag der Linken, wohl aber für den Antrag der Jungtsche-
chen eintreten, auch wenn er keine Aussicht habe, angenommen zu werden.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115