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Umgangston
Das Verhalten der Spanier spiegelt all das wider,
was man sich so vom Süden erwartet: Offenheit,
Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft - und zwar in
gehobener Lautstärke!
Im Gespräch mit einem Spanier ist neben der
sagenhaften Geschwindigkeit, mit der die Worte aus
seinem Mund sprudeln, vor allem die Lautstärke sehr
markant. Denn auch wenn es im Grunde eine sehr
ruhige Unterhaltung ist, kann man als Außenstehender
schnell der Eindruck erhalten, es handle sich um ein
Streitgespräch. Spanier schreien. Grundsätzlich.
Ins Telefon antwortet man nicht mit einem freundlichen
„Hallo?“ sondern mit einem hektischen Diga (=Sprechen
Sie!) Als ob in Spanien alles so schnell gehen würde...
Aber manchmal gewinnt man durchaus den Eindruck,
sie haben es wirklich unheimlich eilig. Das beste Beispiel
sind absolut hoffnungslose Verkehrsstaus, in denen
nach Herzenslust und, in der unbeirrten Annahme
dadurch irgendwie etwas an der Blockade ändern zu
können, gehupt wird, bis zur Gehörlosigkeit.
Auf der anderen Seite haben sie allerdings aber wieder
einen überaus ruhigen und müßigen Rhythmus, der
vorzugsweise in bürokratischen Angelegenheiten zum
Vorschein tritt.
Die gängige Begrüßung ist normalerweise „Hola“,
allerdings wird daran mit Vorliebe noch ein „guapo/a“
(=Hübsche/r) oder „bonito/a“ (=Schöne/r) gehängt,
was dort einfach jeder zu jedem sagt und manchmal
hat man fast den Eindruck, die Leute haben keine
wirklichen Namen, weil sich einfach alle nur noch als
„hübsch“ und „schön“ anreden...
Begrüßungsbussis sind auch in Spanien geläufig
allerdings wird nicht so wie bei uns jeder einzelne
abgeknutscht, wenn man zu einer Gruppe von 10
Leuten stoßt, sondern in diesem Fall doch lieber ein
kollektives „hola“ in die Runde geworfen.
Die Verabschiedung Hasta luego bedeutet zwar wörtlich
„Bis bald“, wird aber unabhängig davon, ob ich den
Typen an der Tankstelle mitten in der Pampa tatsächlich
je wieder zu Gesicht bekommen sollte, verwendet. Das Gesprächsverhalten
während Diskussionen...
schlimm!!! Man lässt
prinzipiell keinen
ausreden, hört keinem zu,
jeder schreit gleichzeitig
und gewonnen hat wer’s
lauter kann.
(b.n.)
Es gibt keine peinlichen
Wartezimmersituationen
bei Ärzten, wo jeder so
stumm dasitzt und sich
ansieht, wie bei uns. Das
gibts in Spanien nicht.
(s.a.)
Man findet auch kaum
Straßenbahnsituationen,
in denen man so still
vor sich hin starrt, wie
bei uns. Nein, keine
Chance, da geht es
blablablablabla...
(d.g.)
Und in die Busse steigt
man oft ein und da
kommt einem schon der
Sound entgegen. Und
dann ist überall die Musik
aufgedreht. Es lebt.
Es lebt echt.
Also wirklich
- alles sehr aufgebracht!
(s.a.)
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Von europäischen Klischees & der österreichischen Sicht...
- Title
- Von europäischen Klischees & der österreichischen Sicht...
- Author
- Katharina Moser
- Date
- 2004
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 170
- Keywords
- Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Portugal Schweden Spanien, EU, Europäische Union
- Category
- Geographie, Land und Leute