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Unmittelbar unter Starhemberg hat in alter Zeit ein Saumweg über die Thallehne
— er ist heute zu einer Fahrstraße erweitert — den Übergang in eines der merkwürdigsten
Thäler vermittelt, die das Land aufzuweisen hat; der Bolksmuud nennt es die Nene
Welt, der Geologe weiß diesen Ausdruck nach seinem Sinne zu würdigen und der Historiker
führt zahlreiche Denkzeichen für die Behauptung ins Feld, das Thal müsse zur Zeit der
Römer von diesen und auch vor ihnen von einem kunstsinnigen Volksstamm besiedelt
gewesen sein. Die Neue Welt enthält, wenn man ihre bewohnten südlichen Ränder aus-
schließt, zwei größere geschlossene Dörfer neben einer nicht geringen Zahl von einzelnen
Wohnstätten. Sie bildet eine von Nordost nach Südwest ziehende ziemlich breite Thalbucht,
die ihr fließendes Wasser — heute nur mehr ein dünnes Bächlein, wenn es nicht vom
Wildwasser geschwellt wird — durch eine enge Klause in die Neustädter Ebene sendet. Hoch
über der Klause ragt auf steiler, spärlich bewaldeter Höhe die Burgruine Emmerberg,
einst Sitz der Trnchsessen von Steiermark. Ihr gegenüber, die ganze Flucht des Thales
entlang, zieht in kahlen, zum Theil senkrecht abstürzenden Felsen die hohe oder lange
Wand (höchster Punkt 1.045 Meter) und über den in Südwest vorgelagerten Hügeln
öffnet sich ein höchst malerischer Ausblick auf den Schneeberg mit seinen Vorbergen.
Die Schwarza und die Pütten, deren Vereinigung als Leitha berufen ist, eine
internationale Grenze des Reiches zu bilden, zeigen sowohl in ihrer eigenen, als auch in
der Natur und Entwicklung der sie umgebenden Landschaft merkbare Unterschiede. Die
erstere mit all ihrem Zufluß auf beiden Seiten ist ein Kind der Kalkzone und bewegt
sich auf ihrem ganzen vielfach gewundenen Laufe inner den Grenzen dieser Zone. Die
Pütten — oder vielmehr ihr Quellgebiet, denn sie heißt erst Pütten, nachdem sie ihre
Quellbäche empfangen und ihre Richtung nach Nord genommen hat — ist ein Kind der
Schiefer- und Grauwackenzone und empfängt ihre Zuflüsse aus derselben Zone.
Demnach spiegeln sich die Unterschiede in der Grundbeschaffenheit des Bodens bei beiden
Flüssen in Allem, was ihnen eigen ist, in der Färbung des Wassers wie in der Beweglichkeit
des Laufes, in der Gestaltung und dem Schmuck ihrer Thalwege wie im Ausdrucke ihrer
Landschaft.
Das obere Thal der Schwarza, das mit einer westlichen Ausbiegung von Nord nach
Süd zieht, ist von mäßig hohen Rändern gesäumt, die, theils bewaldet, theils zum Feldbau
benützt, außer dem anmuthenden Eindrucke der Landschaft überhaupt dem Beschauer
wenig Bemerkenswerthes bieten. Nur an zwei Stellen hat die Erweiterung der Thalsohle
größere Ausiedlungen zugelassen; sie sind durch das alte Pfarrdorf Rohr im obersten
Theile und durch den noch älteren Markt Schwarzan im untersten Theile bezeichnet.
Dazwischen finden sich nur einzelne Wohnstätten, allerdings nicht wenige und zum Theile
mit angebauten Nachbarhäusern.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Volume
- 4
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.75 x 26.17 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317