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In St. Johann am rechten Ufer finden wir den Steinbau einer Kirche aus dem
XV. Jahrhundert und gegenüber den Markt Schwallenbach mit einem interessanten
Sacramentshäuschen. Nicht allein dieser, sondern noch der eine und andere Hausbau im
Markte mahnen an eine weit zurückliegende Zeit. Unterhalb Schwallenbach zieht sich ein
Felsengrat vom Schloßberg links zur Donau herab, der im Volksmunde die „Tenfels-
maner" heißt.
In einem mäßigen Einbuge des linken Donau-Ufers, am Ausgange des „Spitzer-
grabens" liegt der Markt Spitz, auf dessen Hauptplatze uach einem landläufigen Sprich-
worte 1.000 Eimer Weines wachsen, was dahin zu erklären, daß dieser Ort um einen
mit Reben bepflanzten Bergkegel angelegt ist.
Ein wahres Prachtstück landschaftlicher Schönheit mit alter Architektur bietet weiter
uuteu am linken Ufer St. Michael, dessen interessanter Kirchenbau seine Breitseite gegen
den Strom kehrt. Mit formschönen Fenstern durchbrochen und an den Außenwänden
mit seltsamen Scnlptureu versehen, war die Kirche dnrch Ringmauer und Wallgraben
gegen feindliche Überfälle geschützt, und selbst der Thurm hatte Zinnen und Schießscharten.
Auf dem Dachfirste sind sieben thönerne Hasen im Laufe augebracht, was die Deutung
zuläßt, daß in einer längstvergangeueu Zeit starker Schneefall die Kirche bis zu dieser
Höhe bedeckt hat. In ihrer jetzigen Gestalt datirt sie in das letzte Viertel des XVIII. Jahr-
hunderts zurück; viele Details daran, die wahrscheinlich zum Neubau verwendet wurden,
und namentlich das Beinhaus eines „Karner" berechtigen zu dem Schlüsse, daß hier die
älteste Kirche der „Wachau" stand.
Nun erweitert sich etwas das Donauthal und wir kommen von Wösendors nach
dem ansehnlichen Markte Weißenkirchen, zu dessen auf einem Hügel gelegener befestigter
Kirche eine Holztreppe führt. Der Stromlauf schlägt von da an in eine südöstliche Richtung
um, und es entfaltet sich in diesem Kuiebuge der Donau, die sich förmlich als ein Seebecken
ausbreitet, die herrlichste Landschaft.
Der Kniebug ist die Wirkung eines von bedeutender Höhe jäh abfallenden Felsen-
grates, dessen Sierrensorm wir schon oben bei der „Teufelsmauer", nur mit stumpfere»
Zähnen trafen, hier aber mit scharfen und tiefen Einzacknugeu vorfinden. Wir haben die
„Wachau" verlassen und halten vor der Stadt und Ruine Dürenstein, mit denen sich
ein prächtiges Strombild darbietet. Wie ein in den Stürmen der Zeit zerzauster Adlerhorst
hängt die Burg über der Stadt, die, eingeschnürt zwischen den Felsen und dem Strome,
mit ihren Ringmauern und Thoren, mit den Ruinen eines Franenklosters und eines
„Karner", mit Kreuzgang und Galerie eines Chorherrenstiftes und mit der Frontaus-
ladung eines imposanten Schlosses gegen die Donau das Interesse des Forschers und
Laien wachzurufen angethan ist. Ein reizendes Bild ist Rossatz gegenüber von Dürenstein,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Volume
- 4
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.75 x 26.17 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317