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Zusammenhang mit dem oberen Donau-Becken, welches durch Baiern bis in die Schweiz
sich ausdehnt (helveto-germanisches Tertiär-Becken), im Norden bis über Olmütz hinaus,
im Nordosten über Leipnik und Mährisch-Ostrau, wo es zwischen Krakau und Wieliczka
mit dem großen osteuropäischen und somatischen Tertiärmeer von Galizien, Podolien und
Volhynien eine nicht sehr breite Verbindung unterhält.
Man spricht gewöhnlich von zwei, schon durch ihre geographische Lage getrennten
Theilen dieses Gebietes und bezeichnet den einen als das alpine Becken, weil er beiderseits
von den Ausläufern der Alpen begrenzt wird; den anderen außerhalb der Alpen gelegenen
haben wir uns dagegen gewöhnt, das außeralpine Becken zu nennen. Das alpine
Becken trägt seinem Wesen und insbesondere seiner Form nach den Charakter einer Bucht,
einer Einbiegung oder Einkrümmnng größerer Wassermassen in das feste Land.
Wie ist das Wiener Becken entstanden? Mit der Beantwortung dieser Frage ist
zugleich die geologische Geschichte des angrenzenden Landes gegeben. Das erste, was Jedem
bei dem Anblicke einer Karte Europas iu die Augeu spriugt, ist gewiß die großartige
Anhäufung von Gebirgsmassen, die von der Schweiz her durch Oberösterreich und
Steiermark bis vor die Thore Wiens sich ausdehnen. Es sind das die Alpen. Sie bestehen
aus einer Anzahl regelmäßig hinstreichender Zonen von Gesteinen, deren mittelste, die
krystallinische oder Ceutralzoue, vorwaltend aus Gueiß und Glimmerschiefer besteht und
im Norden sowohl, wie im Süden von parallelen Reihen alter Schiefer und Kalke,
jüngerer Kalke und noch jüngerer Sandsteine begleitet wird. Aus ihnen setzen sich die alten
Ufer des Tertiärmeeres im alpinen Becken zusammen; ihre nähere Betrachtung bietet
wichtige Anhaltspunkte zum Verständniß seiner Entstehung. Die ältesten gebirgbildenden
Gesteine, welche uns in der Umrandung des Wiener Beckens entgegentreten, sind theils
versteinerungsleere (azoische), theils versteinerungführende, die ältesten Thier- nndPflanzen-
refte einschließende (paläozoische oder primäre) Massen- und Schiefergesteine. Sie gehören
der Eeutralkette der Alpen an, greifen aus der Steiermark über den Wechsel und Semering
herüber und verbinden sich durch das Rosalien- und Leithagebirge mit den gleichalterigen
Gebirgsmassen der kleinen Karpathen. Sie stellen uns gleichsam die feste Axe des Gebirges
dar, an welche sich die jüngeren Meeresablagerungen anlehnen konnten.
In dem uralten Meeresarme nun, der zwischen diesem centralen Theile der Alpen
und dem Südrande des aus Granit und Gneiß bestehenden altkrystallinischen Massivs von
Böhmen sich eiugeeugt befand, gelangten zunächst gewaltige Mengen von Kalk zum Absatz.
Ihre bei weitem größte Masse gehört de» ältesten Schichten der mittleren (mesozoischen
oder sekundären) Epoche der Erdgeschichte, der triadischen und rhätischen Formation an.
Aus den genannten Formationen bauen sich die Kalkriesen des Schneeberges, der
Nax- und Schueealpe und ihrer westlichen Nachbar» auf, dereu südliche Gehäuge mit
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Volume
- 4
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.75 x 26.17 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317