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fast undurchdringliche Dickungen, Erlengehölze, wilde Obstbäume, hohe Gräser, breit-
blätterige Pflanzen und die volle artenreiche Fülle dieser aus verschiedenen Formen
zusammengesetzten Vegetation folgen einander in durch Alleen und kleinere Wiesen
geschiedenen Böden. Das Terrain ist nicht eben. Mnlden, Erhebungen und wellenförmige
Senkungen beweisen, daß auch hier vor Zeiten die Donau gar arg zu Hausen verstand.
Für die Wildbahn birgt diese, nun den Launen des Stromes entrückte Au herrliche Lagen.
Hochwild bevölkert die Dickungen, ein reicher Rehstand, sowie auch Hasen, Kaninchen,
Fasanen und Rebhühner erfreuen in ihrem fröhlichen Thun und Treiben das Auge
des Jägers.
Auch die Vogelwelt ist in der Lobau in großer Menge vertreten, jedoch insbesondere
findet man jene Arten, die mehr den Feldgehölzen, flachen Landwäldern und dichten
Gebüschen angehören und auch die Nähe des Menschen weniger scheuen. Kleinere Raub-
vögel, Bussarde, Ohr- und Sumpfeulen, Drosselarten, das Heer der Singvögel, Elstern,
Häher und in den alten hohlen Rüstern nistende Mandelkrähen, Thurmfalken und Dohlen
beleben die Landschaft. In einzelnen Wassertümpeln brüten Stoßenten und an den sandigen
Ufern der Flußrinnen trippeln kleinere Wasserläufer-Arten umher.
Thier- und Pflanzenwelt hat, wie gesagt, mehr den Charakter des Übergangsgebietes
an sich, der wilde urwüchsige Typus der einsamen Insel sehlt noch zum Theile und eben
in diesem Ineinandergreifen der verschiedenen Gattungen liegt die Mannigfaltigkeit dieser
„harten Auen". In der Loban vermissen wir selbst das unseren unterhalb Wien liegende»
Auen mangelnde Nadelholz nicht, nur wurde es auch hier von Menschenhand künstlich
eingebürgert; doch auch viele andere dem Wienerwalde uud selbst dem ausgesprochen
alpinen Gebiete angehörende Pflanzen kommen vor, deren Samen fast ausschließlich durch
Vögel und selbst Säugethiere übertragen werden.
Auf den großen nnbewaldeten Flächen in der Lobau wurden auch einige Strecke»
Wiesengrund in den letzteren Jahren schon in Felder umgewandelt, doch Ansiedlnngen
entstanden noch nicht; zwei Jägerhäuser und zwei sogenannte Uferhäuser, Hütten für
Arbeiter und Schiffleute sind hier die einzigen Wohnstätten; alte Erdwerke, Reste von
provisorisch gebauten Straßen, Feuerstätten, Herde nnd dergleichen mehr, von Gras und
Gebüsch theils schon überwuchert und von wilden Kaninchen durchwühlt, sind die Über-
bleibsel einer großen Zeit, in welcher die Lobau der Sammelplatz war für die Heere
Napoleons vor und nach der Schlacht bei Asparn; auch sind noch einige Gräber französischer
Krieger zu sehen nnd mehrere Ortsbezeichnungen mahnen an jene bewegten Tage.
Am schönsten ist die Lobau im Frühling, wenn Alles grünt uud blüht, Hag und
Gesträuch im vollen Blumenschmucke prangen, über dem duftend feuchten Wiesengrunde
Käfer und bunte Schmetterlinge schwirren, die Kronen der alte» Rüstern rauschen,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Volume
- 4
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.75 x 26.17 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317