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Strecke am rechten Ufer gelegeil war. Als ein sehr alter Stapelplatz für den Bernstein^
Handel aus den nördlichen Gegenden war er zugleich die Kopfstation eines Handelsweges,
der Bernsteinstraße, welche den Germanen, deren Ziel immer das reiche Italien war, den
die meiste Beute versprechenden, zugleich bequemsten und kürzesten Weg dahin über
Steinamanger, Pettau, Cilli uud Laibach wies.
Schon Tiberins wählte aus diesem Grunde Carnuntum als sein Hauptquartier für
den Offensivkrieg gegen Marbod (6 n. Chr.), mußte den Feldzug aber sosort ausgeben,
als die in seinem Rücken ausgebrochene Revolution der pannonischen Stämme ihm die
Bernsteinstraße, das ist die Rückzugslinie nach Italien, verlegte.
Seither bildeten die Römer diesen Ort zum Haupt- und Mittelpunkte aller
Defensivanstalten zwischen dem Wienerwalde und dem Waagslusse aus. Eine Abtheilung
der XV. Legion (lexio XV. ^polliaaris) erbaute in dem heutigen Petronell, wo man ihre
ältesten Grabsteine findet, ein befestigtes Standlager, das dem Befehle des pannonischen
Legaten unterstellt wurde. Größere Sicherheit gewann der Platz unter Kaiser Claudius
(41 bis 54 n. Chr.), als dieser mehrere römische Städte im norischeu Lande gründete,
um dem Römerthume daselbst neue Stützpunkte zu verschaffen. Eine dieser Städte — nach
dem Gründer Oppicka Llau«1ia genannt — erhob sich in Bind obona an den Ausläufern
des Kahlenberges; sie wurde mit einem festen Lager auf dem Plateau der inneren Stadt
Wien (zwischen Salzgries und Rothenthurmstraße) versehen und in dasselbe eine Besatzung
gelegt, über welche der Procnrator (Landpfleger) von Noricum gebot. Daraus weist das
älteste Denkmal des Wiener Bodens hin, der Botivstein eines Soldaten, welcher eben
durch den Procurator die Befreiung von den niederen Diensten erlangt hatte.
Erst später, als die Angriffe auf die Grenze neuerdings heftiger zu werden begannen,
wurden die vorhandenen Anfänge der Defensive von den Kaisern Vespasian (69 bis 79)
und Trajan (98 bis 117) im Sinne einer die ganze bedrohte Donaustrecke umfassenden
wohldurchdachten Befestigung vervollständigt und vollendet. Sie schufen in dem Centrum,
das ist in Carnuntum, und in den beiden Flankenpunkten Bindobona und Brigetio
(O-Szöny gegenüber von Komorn) je ein vollständiges Legionslager und legten zwischen
ihnen nach den Erfordernissen der Terrainbildung eine Reihe von kleineren Castellen an.
Vespasian zog die XV. Legion, die inzwischen an dem jüdischen Kriege und an der
Zerstörung von Jerusalem (70) theilgenommen hatte, aus dem Oriente wieder nach
Carnuntum, wo sie das neue Legionslager mit einem Flächenraume vou 300 zu
450 Meter auf einer Terrainerhöhung zwischen Petronell und Deutsch-Altenburg erbaute
und im Jahre 73 vollendete. Die Fronte bildete, wie bei allen römischen Festungen, die
gegen den Feind, hier also gegen die Donau gerichtete Schmalseite. ^Überdies hat die
Ausgrabung des Lagers bis jetzt das praetorium zwischen Lagerheiligthümern, diesem
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Volume
- 4
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.75 x 26.17 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317