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Um so schwere Culturarbeit zu verrichten, waren Kirche und weltliches Regiment
enge verbunden. „Bei der Schwierigkeit der Urbarmachung konnte aber die Besiedelnng
meistens nicht von einwandernden Kleinbauern ausgehen, sondern von geistlichen
Corporationen oder reichen Laien, die ihre Hörigen und Sclaven mitbrachten, so daß
hier schon von Anfang an der Großgrundbesitz über die freien Banern überwog."
Baierische Bischöfe erscheinen daher vor Allem mit Schenkungen reich bedacht:
Salzburg an der Ibbs und an der Donau (Loiben, Arnsdorf, Hollenburg, Traismauer),
Passau um Königstetten, Kirchbach und Zeiselmaner, Regensburg an der Erlaf (Steina-
kirchen) und Freising an der Traisen. Auch baierische Klöster erscheinen hier schon früh
begütert, wie Niederaltaich an der Mündung der Pielach und in der Wachau, Krems-
münster in und um Mautern, an der Perschling und am Kamp, Mondsee an der Erlaf,
Metten an der Traisen und Tegernsee, welches auch das älteste Kloster in Niederösterreich,
das des heiligen Hippolyt in Traisma (St. Pölten), gegründet hatte, ebenfalls in der
Wachau.
Auch um die alten Römerorte Ibbs, Pechlarn, Mautern, Traismauer, Tullu und
andere, die in den Stürmen mehrerer Jahrhunderte verfallen waren, zog jetzt die frische
Cultur immer größere Sphären. Mönche und Wirthschaftsbeamte, die mit abhängigen
Leuten von den baierischen Gütern in die Ostmark gezogen waren, rodeten Wälder,
trockneten sumpfiges Land aus, verwandelten Waldwildnisse in fruchtbringenden Boden,
bestellten Äcker und Fluren und zimmerten Hütten und Blockhäuser, um welche dann
kleine Ansiedelungen und aus diesen allmälig größere Ortschaften entstanden. So erscheinen
jene Colonenführer als die Pionniere der christlich germanischen Cultur uud zugleich auch
als die Gründer der ersten Ansiedelungen.
Dabei hatte sich ein reger Handel mit den mannigfaltigsten Gegenständen zu Wasser
und zu Lande entwickelt und auf den Herren- und Wirthschaftshöfen waren Handwerker
und Gewerbsleute bereits in voller Thätigkeit. Geistiges Leben oder selbst nur eiue
Anregung dazu gab es allein bei der höheren Geistlichkeit oder hinter den stillen, schützenden
Klostermauern, und auch da nur vereinzelt und bescheiden, weil der ernsten Mönche
nächste Sorgen auf Gebet, Bekehrung und Arbeit gerichtet waren. Wer aber von ihnen
über die Klosterpforte hinaus in die weite Welt gezogen, der konnte erst recht nicht auch
uur dem bescheidensten geistigen Schaffen obliegen, „denn wer mit der einen Hand den
Pflug faßt und die andere am Schwertgriff halten muß, der hat für die Feder keine frei,
höchstens kann ein Lied aus seiner Brust hervorquellen."
In die späteren politischen Geschicke der Ostmark hat der Gründer uud König
des großmährischen Reiches Swatopluk verhäugnißvoll eingegriffen. Nach grauenhaften
Kämpfen, welche derselbe mit den Söhnen der Markgrafen Wilhelm und Engilfchalk
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Volume
- 4
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.75 x 26.17 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317