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vvil 996 zum ersten Male der Name „Osterrichi", das ist Ostreich, Österreich, als
Bezeichnung für die Ostmark mit Ausnahme des Traungaues vorkommt, schenkte König
Heinrich II. schon weite Strecken Königsgutes zwischen der Liesing, Triesting und dem
Wienerwalde, also die waldreiche Gegend von Mödling, Baden und Heiligeukreuz, und
dessen Bruder und Nachfolger, Adalbert der Siegreiche, welcher an den mit abwechselndem
Glücke geführten Kriegen Kaiser Heinrichs III. gegen die Ungarn ruhmvollen Antheil hatte,
errang bereits die historisch wichtige Ostgrenze, die March und Leitha.
Nach dieser Eroberung begann alsbald wieder die Colonisirnng und Cultivirung
des Landes, wobei auch auf frühere, wirkliche oder erdichtete Besitztitel zurückgegriffen
wurde. So ließen sich die schon genannten baierischen Bisthümer und Klöster, allen voran
Passau unter seinem rührigen Bischöfe Piligrim, Besitzungen aus der karolingischen Zeit
her bestätigen, wurden aber nebenher auch von den Kaisern und vom Adel mit neuen
Gütern beschenkt, namentlich ans dem linken Donau-User, wo nuu größere noch unbewohnte
und öde Strecken der Cnltnr zugeführt wurden.
Alle jene Schenkungen und Vergabungen bilden die Marksteine der zweiten
Colonisirnng und Cultivirung. Im eigenen Interesse bebauten wieder die baierischen
Klöster und Bisthümer sozusagen schrittweise das Land, errichteten Kirchen und Pfarren,
an welche sie als Dotation reiche Zehente vergaben. In dieser zweiten Gründungsepoche
Niederösterreichs stehen, wie einst in der karolingischen Zeit, die Bisthümer Passau und
Salzburg als Culturträger neuerdings obenan. Aber auch mit den wachsenden Gütern des
Bisthums Freisingen, das in die noch wenig oder gar nicht enltivirten Gebiete der Abbs
und Url, ebenso in die Umgebung von Groß-Enzersdorf im Marchfelde baierifche Ansiedler
gebracht hatte, ist die Cultur ziemlich weit vorgerückt.
Daneben sehen wir Mönche aus St. Quirins Kloster in Tegernsee wieder in die
Wachau ziehen, auch im Cnnswalde uud um Streugberg, dem späteren Mittelpunkte ihrer
dortigen Besitzungen und Bezüge, sich niederlassen, dann zwischen der Piesting und Triesting
und an der Schwechat, wo sie überall königliche Huben erhalten hatten, eine segensreiche
Thätigkeit entfalten. Auch von den Niederaltaicher Mönchen, die zahlreiche Huben an der
Schmida, Zaja und Schwarza bearbeiteten, läßt sich ein Gleiches sagen. Nach ihrer
Ordensdevise ,ora et ladvra" — sie waren nämlich alle Benedictiner — richteten diese
Sendlinge des Glaubens und segensreicher Cultur uebeu den Stätten rauher Arbeit auf
Bergen und in Thälern das Kreuz auf, zimmerten Kapellen und selbst oft ein Kirchlein
als geistige Sammelpunkte für die zerstrenten Ansiedler.
So reichen Segen der Cultur spendeten aber nicht minder auch die einheimischen
Klöster Melk und St. Pölten, jenes, gestiftet vom ersten Markgrafen Leopold und bis auf
Leopold den Heiligen Residenz und Grabstätte der Babenberger, dieses, während der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Volume
- 4
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.75 x 26.17 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317