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auch die Habsburger viele geistliche Stiftungen in Niederösterreich ins Leben gerufen.
Sie waren unter andern die Gründer der Karthausen zu Mauerbach (1313 durch
Friedrich den Schönen) und Gaming (1330 durch Albrecht II. den Weisen), welche für
die Entwicklung des wirthschaftlichen Lebens der Umgebung von hoher Bedeutung wurden.
Mit den Fürsten des Landes wetteiferte aber zugleich der reiche Adel, so die Meissauer
nnd Kueuringer, die Wallseer und die Hardegg-Maidburg. Seit dem Auftreten des
feurigen und für die Vertreibung der Türken begeisterten Franciseanermönches Johannes
a Capistrauo, der 1454 in Wien, Neustadt, Eggenburg und St. Pölten den Kreuzzug
gegen sie predigte, wurden an diesen und auch au noch anderen Orten Niederösterreichs
Franeiscanerklöster gegründet.
Die kirchliche Administration des Landes lag beim Bischöfe von Paffau, dessen
Stellvertreter der Officio! in Wien war. Nur Wien und Wiener-Nenstadt waren von der
Jurisdiction desselben ausgenommen, da hier 1468 eigene Bisthümer errichtet wurden,
deren Sprengel sich aber blos auf diese Städte und ihre nächste Umgebung beschränkte.
Die Landeshoheit der habsburgifcheu Herzoge war eine ungleich gewaltigere als
jene der letzten Babenberger. Doch haben die für das Habsburgische Haus so verhängniß-
vollen Theilungen die Macht des Adels und dessen Einfluß auf die Verwaltung des Landes
sehr gehoben. Beides zeigt sich namentlich in der Entwicklung des niederösterreichischen
Ständewesens und der Landtage, deren feste Organisirnng und Umgrenzung auf den
Streit wegen der Vormundschaft über den jungen Herzog Albrecht V. und speciell wieder
auf den Landtag von 1406 zurückzuführen ist.
An der Spitze der „gemainen Landtschasft" oder der Stände („Landleute") stand
der Landmarschall, der seit alter Zeit als oberster Richter und ebenso in seiner Eigenschaft
als Befehlshaber des Landaufgebotes im Felde vom Herzog ernannt wurde. Er war auch
der Vorsitzende im Landtage und der landmarschallischen Gerichte oder der „Landrechte".
Neben Wien waren schon in früher Zeit die Städte Klosterneuburg, Korneuburg,
Tulln, St. Pölten, Krems und Stein hervorgetreten; sie waren die Sitze der Gewerbe
und der Industrie, die Knotenpunkte des Handels und Verkehrs. Für sie und auch für
größere Märkte wurden eigene Ordnungen nnd Privilegien entweder neu gegeben oder
aus älterer Zeit stammende bestätigt. Die Gewerbe wurden innerhalb geschlossener
Vereinigungen, Innungen oder Zünfte genannt, betrieben, die wieder ihre eigenen
Satzungen hatten. Zu den bedeutsamsten Gewerben zählte damals die Tuchweberei in
Krems und Tulln. In Waidhofen an der Mbs und Scheibbs, in den Thälern der Steier,
Ibbs und Erlaf, sowie überhaupt im ganzen Ötschergebiete, alles zusammen die „Eisen-
wnrzen" geheißen, blühte namentlich im XV. Jahrhundert die Eisenindustrie oder das
Gewerbe der verschiedenen „Feuerarbeiter", wie der Messerer, der Messerschmiede, der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Volume
- 4
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.75 x 26.17 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317