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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
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209 heiinblasen („ausblasen"). Die Verrechnung der Festauslagen obliegt den Hüttenbnrschen. Außer dem Trinkgelde für das „Einladengeheu" zu Mittag und dem Hütten- oder Eintritts- gelde der Tänzer wird um Retz (z. B. in Jetzelsdorf) der Ertrag eines Hazardspieles zur Deckung des „Robisch" * verwendet, welches man „Schulern" nennt und, weil verboten, abseits in einem Winkel spielt. Am Nachkirchtage, der entweder unmittelbar auf das Hauptfest — „den Herreukirchtag" — folgt oder am nächsten Sonntag darauf gefeiert wird, findet kein solenner Gottesdienst statt, auch werden keine Gäste mehr aus der Ferne geladen. Im V. U. W. W., z. B. im Marchfelde, dauert die Kirchtagsfeier meist zwei Tage, im V. U. M. B., z. B. um Laa, auch drei Tage und es wird hier überdies noch am darauffolgenden Sonntag ein Nachkirchtag gehalten. Hier und da, z. B. um Retz, ist es Brauch, den Kirchtag, wenn er zu Ende ist, „einzugraben". Ein vermummter Bursche weiut über einige vor ihm liegende zerschlagene Flaschen und zerfetzte Fähnlein, die Musikanten stimmen dazu Trauerweisen an. Vergleicht man mit der hier gegebenen Schilderung, welche sich übrigens vielfach auf Hauptzüge beschränkt, das Bild eines Kirch- tags im V. O. W. W., so erscheint dieses nahezu bedeutungslos. Man hält wohl einen Festgottesdienst, kauft in den Krämerbuden allerlei, meist nützliche Sachen, tanzt im Wirthshause, aber von einem Volksfeste in größerem Stile kann man nicht reden. Im Spätherbste, ortsweise erst im Winter, wird die „Rockenstube" eröffnet und es beginnt der „Rockensitz", im V. O. M. B. auch „Rockaroas" (Rockenreise) genannt. In Gegenden nämlich, wo die Banerngehöste nicht vereinzelt liegen, sondern zu Weilern und Dörfern vereinigt sind, kommen die Mädchen Nachmittags oder nach der Abend- mahlzeit mit ihren Spinnrocken in einem Bauernhause, und zwar abwechselnd heute in diesem, morgen in jenem zusammen und spinnen. Dabei wird fleißig geplaudert, werden Tagesneuigkeiten besprochen, Räthsel aufgegeben und dergleichen. Die Rockenstube ist aber auch eine wahre Heimstätte volkstümlicher Poesie, in der man die wundersamsten Sagen, duftigsten Märlein und urwüchsigsten „Gstanz'ln" und „Liedl" hören kann. Da hängt oft Alles am Munde der Erzählerin, so daß schließlich kein einziges Spinnrädchen mehr in der Stube schnurrt und die Mägde von der Bäuerin ans Nachhansegehen gemahnt werden müssen. Wo es ordentlich zugeht, darf keiu Mannsbild die Rockenstube betreten. Dafür aber passen die Bursche den Mägdlein auf, wenn sie das Haus verlassen, und „läuten" sie tapfer „aus". Mit Schafglocken, leeren Fässern und Spritzkrügen, auf die man schlägt, mit Pfeifen und Gejohle producirt man ein Abschiedsconcert, das eine städtische Katzenmusik weit hinter sich läßt. Darum suchen die Spinnerinnen, wie nur immer möglich, unbemerkt fortzukommen. Manche Dirne jedoch verliert sich dabei nicht nngerne zu einem Stelldichein mit dem Geliebten. Wo der Rockensitz Abends nach Tisch gehalten wird, * Stammt aus dem Slavischen und bedeutet Kerbbolz. Wien und Niederösterreich. 14
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Volume
4
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1888
Language
German
License
PD
Size
17.75 x 26.17 cm
Pages
380
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
Kronprinzenwerk deutsch

Table of contents

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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