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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
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222 unmittelbar in den Himmel, denn „In den Sechswochen — Steht der Himmel offen." Ein kleines Kind „bringt einen Wagen voll Arbeit ins Haus", aber die Mutter muß in den Wochen gewisser, auch leichterer Arbeiten sich enthalten. Wenn sie näht, so wird das Kind erblinden, wenn sie spinnt, so spinnt sie ihm einen Strick um den Hals. Auch andere Vorsichtsmaßregeln soll sie nicht außer Acht lassen. Sie soll uicht zum Fenster hinausschauen, wenn sie draußen ein Geräusch hört, denn es könnte ihr das Kindlein von einer Hexe leicht „vertragen" werden. So lange die Wöchnerin nicht vorgesegnet ist, soll sie nicht über die Dachtraufen hinausgehen, weil sie sich allerlei bösen Einflüssen aussetzen würde und an Stelle des Kindes ihr ein Wechselbalg in die Wiege gelegt werden könnte. So ein Kobold ist aber ein gar unsauberes Geschöpf; er bleibt immer kleiu, ist buckelig und „verwachsen", hat einen sehr großen Kopf, der freilich bei aller Häßlichkeit zugleich ein „gefcheidter Kopf" ist. Eines weiteren wichtigen Ereignisses im Leben des heranwachsenden Kindes sei hier kurz gedacht, es ist dies der Empfang des Sacrameutes der Firmung. Die anläßlich desselben erwählten Patheu spenden gewöhnlich ein Gebetbnch und ein Rosenkränzchen, reichere auch goldene oder silberne Uhren und dergleichen mehr, öfter auch eiuzelne Kleidungsstücke oder ganze Anzüge. In bürgerlichen Kreisen gibt man gerne silberne Eßbestecke. Für die beiden Viertel O. uud U. M. B. insbesondere ist charakteristisch, daß daselbst fast ausschließlich ledige Firmpatheu gewählt werden. Die Firmlinge geben für die erhaltenen Geschenke dem Pathen, wenn er heiratet, eine kleine Aussteuer, in der Regel eiue fein geschliffene Weinflasche mit ebensolchen Trinkgläsern; sie erfreuen sich als Junggesellen oder Ehrengäste bei der Hochzeit einer besonderen Auszeichnung. Am Schlüsse dieses Abschnittes möge noch der Meinung des Volkes über besonders begabte oder sonst bevorzugte Kinder kurz Erwähnung geschehen. Die allzu gescheidteu, die „Kreuzköpfe" werdeu nicht alt. Besonderes Glück haben die „Neusonntagskinder", das sind solche, welche an einem Sonntage geboren werden, an dem der Mond „neu wird" und welche ihren Namen mit auf die Welt bringen, das heißt nach dem Heiligen benannt werden, dessen Fest auf ihren Geburtstag fällt. Neusonntagskinder „sehen" mehr als andere Sterbliche, blicken in die Zukunft, wissen um das Treibe» in der Geisterwelt, erkennen leicht die Hexen an den rothen Ringen um die Augen, finden Schätze und haben in allen ihren Unternehmnngeu Glück. Ein besonders reiches, in seinen Zügen höchst mannigfaltiges Bild entrollt sich uns in den Hochzeitsgebräuchen. Nicht nur größere Gebiete, sondern auch einzelne Ortschaften innerhalb derselben zeigen hierin oft merkwürdige charakteristische Verschiedenheiten uud zuweilen Eigenthümlichkeiten, welche entschieden ans sehr alter, wohl auch uoch heidnischer Zeit stammen. Sie sollen hier in den Hanptzügen vorgeführt werden.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Volume
4
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1888
Language
German
License
PD
Size
17.75 x 26.17 cm
Pages
380
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
Kronprinzenwerk deutsch

Table of contents

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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