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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
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230 Die Köchin hält indessen schon einen Teller mit einem Kochlöffel bereit, worans sie ein Silberstück empfängt. Oft legt man der Braut beim Eintritt in das Haus einen Besen oder soust ein Geräth in den Weg. Hebt sie das auf uud fegt sie etwa gar den Bode» rein, wo man absichtlich Wasser ausgegossen hat, so ist das ein Zeichen, daß sie eine gute Hausfrau sein wird. Im Flachlande um St. Pölten verzögert den Eintritt ins Hochzeitshans (meist Wirthshaus) die vor demselben aufgestellte „Breischüssel". Da müssen sämmtliche Hochzeitsgäste, obenan das Brautpaar, den „Brei löffel kaufen", das heißt drei Löffel voll Brei essen und dafür den „Kellnern" ein Trinkgeld („Kostgeld", das ist Geld für das Kosten) geben, welche in schön verzierten Flaschen warmen Wein und um Neulengbach am Wienerwalde auch süßes Backwerk reichen. Statt Brei wird öfter auch Milchreis, Griessterz, gegen das Gebirge hin „Kraut" (Sauerkraut) aufgesetzt. Der Breilöffel ist mit einem Sträußlein verziert. Im B. O. W. W, wo die Hochzeiten in der Regel im Wirthshause gehalten werden (doch z. B. im Pielachthal auch im Hause der Braut oder des Bräutigams), findet nach der Rückkehr aus der Kirche sogleich der „Kranzltanz" oder das „Kranzlabtanzen" statt. Zuerst tauzt der Zubräut'ger, den Hut auf dem Kopfe, mit der Braut ein „G'sätzl"; dann geht er auf den Bräutigam zu, uimmt den Hut ab, wünscht Glück und übergibt ihm die Braut. Mit dieser tanzt nun der Bräutigam und tanzen die Göden und Vettern und überhaupt alle männlichen Hochzeitsgäste der Reihe nach. Auch ein „steinalter Tatl" (Väterchen) muß tanzen, uud wenn die Füße halt gar nimmer sich heben wollen, so macht er, den „Nasenbrenner" im Munde, unter den Klängen der Musik mit der Braut zum weuigsteu einen Rundgang. Das Hochzeitsmahl ist überall ein Festmahl ersten Ranges. Der Hochzeitswirth stellt für jeden Gast einen zweiten Teller auf den Tisch. Auf demselben wird das „B'scheidessen" anfgethürmt, denn „die daheim müssen auch was kriegen". Beim Hochzeitsmahl ist's überaus „kurzweilig" und allerlei Späße, vielfach die Brautleute betreffend, helfen es würzen. Man beehrt sie mit Backwerk, welches Scherz- figuren vorstellt, z. B. Wickelkinder (häufig Zwillinge), Wiegen und dergleichen. Im V. U. W. W. ist nahezu an allen Orten Brauch, sich beim Mahle gegenseitig mit den sogenannten „Hochzeitskügerlu" (überzuckertem Koriander) zu bombardireu, welche am nächsten Tage die Ortsjugend gar emsig sammelt. Merkwürdig ist die in einigen Gegenden, z. B. um Hoheuruppersdorf (V. U. M. B.) und im Hornerwalde (V. O. M. B) übliche Sitte, daß der Bräutigam nach dem Kirchgange seinen Hochzeitsrock mit einer weißen Jacke vertauscht, ein Fürtnch umbindet und so die Speisen aufträgt, also die Gäste bedient. In der Gegend von Payerbach (V. U. W. W.) wird das Hochzeitsmahl zuweilen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Volume
4
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1888
Language
German
License
PD
Size
17.75 x 26.17 cm
Pages
380
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
Kronprinzenwerk deutsch

Table of contents

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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