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sauft u, s. w., aber sonst tritt er regelmäßig, ja sogar unorganisch ein: drei Tag (Tage),
die Wägen, Kästen; düiikler (statt dunkler), blüeten (bluten), stesseu (stoßen) n. s, w. Anlaß
zu dieser irrigen Ansicht hat der Umstand gegeben, daß der häufigste Umlaut, der des a,
in der Mundart eigenthümlich variirt. Man beachte die historisch begründete, jedoch der
Schriftsprache Verloreue Unterscheidung: da' Göd, die Godl (Pathe), da' Ähnl, die
Ahnl, Erwähnt werden müssen daneben auch die gewiß uralten ablautenden und
all i terirenden Formeln und Zusammensetzungen: im Wigl-Wagl se! (schwanken),
am a Bliml-Blaml vormachen (einen blauen Dunst), a verminkelte und vermankelte
G'schicht (verworren), griwes grawes ge (durcheinander gehn); Tritsch-Tratsch und andere;
alliterirend: kä Ort und kä End; ort und eben, sei um und auf (eins und alles), bä und
ba°chen (bähen uud backen), Leberl und Lüngerl, bockboani (bockbeinig), lamla°cket (lehm-
lackig), wacherlwarm uud ähnliche.
Von einer eingehenden Darstellung der Formenlehre kann hier nicht die Rede
sein: die Rückwirkung der Abschleifnng und Assimilation äußert sich so mannigfaltig, daß
fast jedes Verbum uud jedes Substautivum einzeln besprochen werden müßte. Bekannt ist,
daß in den Mundarten das Geschlecht der Substantiv» vielfach variirt, die Abweichungen
unseres Dialeetes vou der Schriftsprache sind nicht zahlreich, sie fallen aber auf, weil sie
gangbare Ausdrücke treffen. Wir heben hervor: der Aschen, Butter, Fä (Fahne —Rausch),
Schueps, Knödel, Melone, Polster, Schrot, Tintenzeug; — die Vötting, Husten, Tuchend';
— das Euter, Hefen, Mensch (— Magd), Monat, Teller, Trank (des Viehs), Eck.
Charakteristisch für jede Mundart ist dieArt und Weise, wie sie die Verkleinernngs-
nnd Koseformen bildet. Die Schriftsprache hat sich hierin nach Norden und Süden
gleich nachgiebig gezeigt, duldet nicht nur Bächlein neben Hänschen, sondern bildet
sogar im selben Stamme Mäuschen uud Mäuslein. Der Österreicher verkleinert, hier
häufig den Umlaut vermeidend, mit der Ableitungssilbe el oder erl; wo sich beide Formen
nebeneinander finden, ist letztere die Koseform; ja die Form auf el ist hiu und wieder
einfach ableitend, ohne irgend verkleinernde Nebenbedeutung. Mei Hausl ist „mein
Häuschen", aber mei Hauserl ist „mein liebes Häuschen"; Mädel oder Madl ist die
dialectische Form für hochdeutsch Mädchen; Mäderl oder Maderl ist die Koseform. Die
Muudart ist hier wahrhaft unerschöpflich; man denke an die Bildungen auf i: Nazi, Lisi,
Fauui, Resi, Susi, Zilli, die beidgeschlechtigeu Pepi, Toni, Willi, Franzi, Zenzi und
viele audere. Von Anna bildet das Landvolk Nani, vornehm ist Nina, daneben allgemein
Netti; aus Marie wird Mariedl, Maritscherl, Mareidl, Moidl, Mirl, Mizl, Mizi; und
das sind nicht etwa seltene, sondern allverbreitete Formen! Stetig ist der Gebranch, der
leider auch in der Umgangssprache der Gebildeten nie überwunden wird, so daß seine
Unterlassung, so richtig sie ist, sogar affectirt und geziert erscheint: dem Eigennamen überall,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Volume
- 4
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.75 x 26.17 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317