Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kronprinzenwerk
deutsch
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
Page - 261 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 261 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4

Image of the Page - 261 -

Image of the Page - 261 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4

Text of the Page - 261 -

201 überragt vornehmlich durch wohlthuende Einfachheit, Vertrautheit mit dem Volkston und Gewandtheit in der Wiedergabe der Mundart Johann Gab r ielSeidl . Seine „ Flinserln" (Tand, von mittelhochdeutsch vlins, Kies), in der reinen Mundart des V. U. W. W., reihen sich den besten gleichzeitigen Dichtungen der Oberösterreicher würdig an; die komischen Scenen im Dialekte sind harmlose, aber durchdringende Kenntniß des Volks- lebens beweisende Scherze; der erste Platz dürfte jedoch den prosaischen Erzählungen zuerkannt werden. Unter diesen wieder scheint uns durch lebendige Schilderung, knappe Charakteristik, bewegte uud doch einfache Handlung „'s Exami'" (das Examen) die beste: ein kleiner Knabe, der mir bis zehn zählen kann, schildert ahnungslos dem blinden Groß- vater, der in angstvoller Erwartung schwebt, wie sein Vater sich kämpfend vor französischen Marodeuren bergan rettet zu ihnen. Aber der eigentliche Dichter Niederösterreichs, der seine Mundart schlicht uud wahr wiedergegeben wie keiner vor und neben ihm, ist vor wenigen Jahren nnbeachtet gestorben und erst nach seinem Tode ist seinem als Torso Hinterbliebenen Werke die verdiente Anerkennung geworden. Dieser Mann ist der Piarist Josef Misson aus Mühlbach am Manhartsberge (1803 bis 1875); seine Dichtung führt den Titel „da Naz, a nieder- österreichischer Banerubui, geht in d'Fremd". Diese wenigen Worte genügen, den Manhartsbcrger zu charakterisircu, und in der That ist es die Sprache seiner heimatlichen Landschaft, des unteren Manhartsviertels, die er mit seltener Meisterschaft handhabt. Misson hat einige der besten Eigenschaften mit dem größten deutschen Dialectdichter, mit Fritz Reuter gemein; wie dieser besitzt er in ungewöhnlichem Maße die Herrschaft über die Sprache des Volkes. Nicht umsoust hat Jakob Grimm gewarnt, daß sich „die schämige Mundart sträube wider das rauschende Papier". Nuu, wer wie Reuter und Misson nicht nur mit klarem Blick in die Seele des Volkes geschant, sondern wem überdies die Muse die seltene und sondere Gabe verliehen, wiederzugeben, was er in diesem Zauberspiegel erblickt, darf sich au solche Ausgaben wagen! Missons poetische Genrebilder sind von ergreifender Wahrheit; er besitzt auch Humor — und dennoch ist er gescheitert; denn er ist ein Jdyllendichter, kein Epiker nnd seinem Gedichte fehlt die Handlung. Wohl ist es unvollendet geblieben, aber im achten Gesänge ist der Naz', der die Heimat verläßt, noch immer kaum von der Stelle gerückt. Das ist auch eiu Hauptgrund, weshalb das Gedicht bei all seinen sonstigen Vorzügen so wenig Leser gefunden. Aber der Ruhm des Dichters, der am treuesteu heimische Sprache uud Art wiedergegeben, bleibt Misson unbestritten. Ist er selbst nicht so gekannt, wie es sich ziemte, so hat der Fortsetzer, den er gefunden, in noch weniger weite Kreise zn dringen vermocht, und doch ist er ein würdiger Epigone, Missons Landsmann, Schüler und Ordensbruder Josef S t robl (1845 bis 1877). Er hat eine Fortsetzung des „Naz" versucht, von der ziemlich umfangreiche Proben
back to the  book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Volume
4
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1888
Language
German
License
PD
Size
17.75 x 26.17 cm
Pages
380
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
Kronprinzenwerk deutsch

Table of contents

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild