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Verwandt damit scheinen die Porträtbüsten mehrerer adeliger Personen in Sierndorf,
zn sein, welche gleichfalls mit Bemalung versehen sind. In den Städten nnd Märkten
zengen noch viele Bürgerhäuser von ähnlicher Decoration, so in Krems, Eggenbnrg,
Weitra, Horn zc.
Ein sehr beachtenswerthes Paradigma von Facadenschinuck bietet die zweitgenauute
Stadt iu dem sogeuaunteu gemalten Haus, welches jedoch eigentlich keine Malerei trägt,
souderu iu der aus dem Süden eingebürgerte« Technik des Sgrafsito Gran in Grau
Sceueu der biblische» Geschichte (1547) ausgeführt enthält.
Der oft sehr geschmackvoll behandelten Grabplatten, deren Material in der Regel
dunkelbrauner und rother Marmor ist, gibt es im ganzen Lande eine so große Fülle, daß
es unmöglich wäre, auch nur die schönsten namhaft zu machen. Sie liefern den Beweis
von einer fast gleichmäßig verbreiteten, sehr tüchtigen Blüte der Plastik und theilen sich,
wie in der Gothik, in Wappensteine oder solche mit Abbildungen der Verstorbenen. Obwohl
nuter den letzteren die Anbringnng der lebensgroßen Figur im Costüme, Harnisch, Bürger-,
Adels-, Priester- und Frauenkleide sehr häufig vorkommt, so macht sich doch anch das
kleinere Reliefbild sehr beliebt, iu welchem die knieende Gestalt in einer Landschaft, vor
dem Crucifix oder ähnlich aufgefaßt erscheint. Prächtiges derart sieht man in Gailling,
Seebensteiu, Ernstbrnnn, Rappoltskirchen, Loosdorf, im Kreuzgang zu St. Pölten
ausgezeichnete Äbte Epitaphien in Zwettl, Heiligenkrenz, Klosterneuburg, Wieuer-Neustadt
— doch es wäre kein Ende davon zu sprechen.
Eine eigenartige nnd höchst bedeutende Thonscnlptur schmückt die Burgkirche von
Wiener-Neustadt, es ist das Hautrelief, welches den Hoch- nnd Deutschmeister Erzherzog
Maximilian, den Statthalter von Tirol, vor der Madonna, von dem heiligen Georg
geführt, darstellt. Kunsthistorisch hat es besondere Bedeutung, weil es mit der Beschäftigung
von Gießern und Bildhauern aus Innsbruck zusammenhängt, welche im Dienste jenes
Fürsten standen.
Zn jener Zeit muß es in Niederösterreich an mehreren Orten, namentlich dort, wo
Schlösser des Hofes bestanden, auch fremde Kunstwerke der Renaissance in bedeutender
Zahl gegeben haben, besonders von der Hand italienischer Meister, deren Schöpfungen die
folgende Türkennoth spurlos vernichtet hat. So war das unter Maximilian II. begonnene
Schloß Fasangarten oder das Neugebän mit Fontänen, Nymphenstatuen und dergleichen
geziert, auch wareu in Italiens Stile geschulte Künstler, wie Alexander Eollin, Bartho-
lomäus Spranger, Earel van Mander, Giovanni da Monte?c., hier und auderorts
beschäftigt.
Von Stuccatnrarbeitkii im vollkommen italienischen Stile sieht man das Schönste
in den Räumen der alten Prälatur zu Klosternenbnrg (1628).
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Volume
- 4
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.75 x 26.17 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317