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„Eggartenwirthschaft", wie eine Abwechslung von Getreide und mehrjährigem Feldgras
hierzulande benannt wird.
Da Getreide und schwarze Brache drei Viertel des Ackerlandes einnehmen, bleibt für
zahlreiche sonstige Feldfrüchte, wie Mais, Hülsenfrüchte, Buchweizen, der im Marchfeld
anch der Bienenweide dient, für Flachs, Futter- und Zuckerrüben, Cichorien, Raps, Rübsen,
Mohn nur ein kleiner Antheil der Ackerfläche. Doch treibt der hauptstädtische Bedarf zu
stärkerem Anbau der Kartoffel, des Kopfkrautes und des Feldgemüses, wogegen der Anbau
des Klees, der Luzerne und Esparsette, des Mischlings und Grünmaises und dergleichen
und somit der gesammte Grünfutterbau leider mehr als wünfcheuswerth zurückgedrängt
wird. Da, abgesehen von den Umgebungen Wiens, wo massenhaft Biertreber zur Verfügung
stehen, in Niederösterreich im Ganzen wenig Abfälle von technischen Gewerben zu haben
sind, so muß die Thierhaltuug in den Wiesen und Weiden ihre Hauptstütze suchen. Mit
diesen dienen zuletzt doch über 40 Proceut des landwirthschastlicheu Areals dem Futterball.
Der Schwerpunkt der Thierzucht Niederösterreichs liegt in der Haltung von Milch-
kühen. Neben 106.833 Pferden und 91.739 Ochsen beträgt (nach der Zählung vom
31. December 1880) der Stand der Kühe 298.158, der des Jungviehes, welcher den
größeren Theil der Ersatzkühe liefert, 168.510 Stück. Demgegenüber verschwindet die Zahl
der Schafe mit 178.541, die der Ziegen mit 69.870 Stück, und selbst die Zahl der Schweine
mit 293.732 Stück ist eine sehr mäßige. Die schwer transportable Milch wird eben für den
Bedarf der Hauptstadt überwiegend durch die Kühe des Kronlandes geliefert. Die Kuh-
haltung findet sich mit 40 bis 50 Procent des Gefammtgroßviehstandes ziemlich gleichförmig
in alleil Gebieteil des Landes. Dagegen treten bei den übrigen Kategorien des Viehstaudes
sofort wieder die größten Unterschiede auf. Wenn im Gebiete der Alpen und des Mauhart
vorzugsweise Riudviehzucht betrieben wird, ist das Marchfeld mit seinen Ausstellungen in
Lassee als Beispiel eines Gebietes zu nennen, welches auch der Pflege der Pferdezucht dient.
Das junge Rindvieh ist im Gebiete der Alpen und des Mauhart fast so zahlreich wie die
Kühe, im Hügel- und Flachlande beträgt es nur ein Drittel, in den übrigen Gebieten die
Hälfte der Kuhzahl und in Wien selbst und in den Vorortebezirken werden 14.957 Kühe
gehalten, ohne daß Aufzucht betrieben wird. Und so entwickelt sich in Niederösterreich ein
äußerst lebhafter Verkehr in Rindern von einem Gebiete zu dem andern, der noch verstärkt
wird dnrch die Einfuhr aus den Nachbarländern. Eigentliche Mästung wird hauptsächlich
in den Gegenden von Mank auswärts bis an die oberösterreichische Grenze und wieder im
Gebiete des Mauhart betrieben.
Der Rinderstand setzt sich aus einer ganzen Reihe von Racen und Schlägen
zusammen. Obenan mit fast der Hälfte des Gesammtstandes die Mürzthaler, zumeist am
rechten Ufer der Donau. Ans Steiermark stammend, geschätzt als Milch-, Zug- und
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Volume
- 4
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.75 x 26.17 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317