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gerade in unserem Kronlande nnd rings um dicht bewohnte städtische Wohnsitze eine noch
höhere Bedeutung; sie ist eine der Vorallssetzungen der Salubrität, des Schutzes der
Bewohner vor klimatischen Gefahren, eine Stütze des Wohles der Bevölkerung.
Die Lage Niederösterreichs bringt auch in den sorstwirthschaftlichen Verhältnissen
eiue Mannigfaltigkeit und eine Vielgestaltigkeit des äußeren Charakters der Waldbilder mit
sich, wie sie kaum in einem anderen Lande auf so geringen! Flächenraume zu finden sein
dürften. Von den eigentlichen Hochgebirgsforsteu, deren Werth nicht selten mehr in ihrer
Schutzwirkung als in ihrem Ertrage gelegen ist, bilden die meist ertragreichen Laub- und
Nadelwälder des Mittelgebirges den Übergang zu den Niederwäldern der Donan-Anen,
zu deren üppigem Laubgrüu uud reicher Vegetation verschiedener Baum- uud Strauch-
arten anderseits die einförmigen Kieferbestände der Schotter- und Sandebenen, sowie der
trockeneren Vorberge mit ihrem Heidennterwnchs einen strengen Contrast bilden. Das
landschaftlich so wirkungsvolle Bild der Schwarzkiefer mit ihrer breiten Schirmkrone
ist dem Lande Niederösterreich speciell eigen, während es das ebenso für sich eigenthümliche
Waldbild der Moorbestände mit ihren Sumpfkiefern, dem Jäger als Lieblingsaufenthalt
des Birkwildes werth, mit dem angrenzenden Wittingauer Becken Böhmens gemein hat;
die vorwiegend mit Eichen bestockten Mittel- und Niederwälder des östlichen Hügellandes
gemahneu hierdurch und auch durch den Charakter der dortigen Absiedlungen bereits an
das benachbarte Ungarn.
Die in der Darstellung der landwirthschaftlichen Verhältnisse Niederösterreichs
begründete Eintheilnng des Landes in fünf Gebiete von jeweilig gleichartigem Vegetations-
charakter und gleichartigen culturellen Verhältnissen: Alpengebiet, Vorberge mit dem
Wienerwalde, Berggebiet des Mauhart, Hügelland und Ebene des Wiener Beckens, dient
auch als Grundlage für die Schilderung des Waldstandes. Die Vertheilnng des Forst-
reichthums in diesen Gebieten ist durchaus charakteristisch. Während das Wiener Becken
(ohne Wien) nur 15 und das Hügelland nur 17 Procent Waldland aufweist, beträgt die
Waldfläche im Berggebiet des Mauhart 34 Proeeut, in den Vorbergen einschließlich dem
Wienerwalde bei 44 Procent und steigt im Alpengebiete auf 59 Proeeut der Gesammtfläche.
Die Vertheiluug des Waldstaudes nach den Besitzverhältnissen, welche ans die Art
der Bewirthschaftung in der Regel von nicht unbedeutendem Einflüsse ist, gestaltet sich in
Niederösterreich gegenwärtig so, daß sich in der Verwaltung des Staates nur mehr ein
geringer Theil befindet; die Staatsforste bedecken nur 29.612 Hektar, das ist 4 7 Procent
der Gefammtwaldfläche; es sind dies der Wienerwald uud einige kleinere Fondsforste. Auch
der Gemeindewaldbesitz ist mit 35.085 Hektar oder 5 5 Procent des Waldstandes nur
wenig vertreten, ebenso in fast gleichem Ausmaße der Waldbesitz der Klöster oder geistlichen
Stifte mit 36.297 Hektar oder 5 7 Procent. Es sind dies hauptsächlich die de» Stiften
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Volume
- 4
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.75 x 26.17 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317