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Quellengebiete der Miirz und der Schwarza auf der letztereu und mittelst des Wiener-
Neustädter Kanales nach Wien zu bringen, während in den Herrschaften Waidhofen und
Gaming durch die damaligen Besitzer derselben zur besseren Benützung der dortigen werth-
vollen Nutzholzvorräthe im Jahre 1866 die erste Laugholzflößung nach Schwarzwälder
Muster auf der Ibbs durchgeführt und im Jahre 1872 die Erlas zur Nutzholztrift einge-
richtet wurde. Wenn auch diese großartig durchgeführten Bringungseinrichtuugeu mit Aus-
nahme der letzterwähnten heute bereits dem Fortschritte des modernen Transportwesens
gewichen sind, so haben dieselben doch geradezu kolossale, früher ganz oder nahezu werthlose
Holzmeugeu der Volkswirthschaft nutzbar gemacht und verdienen als bedeutende forst-
technische Leistungen eiue bleibende Erinnerung.
An die beiden genannten großen Besitzcomplexe schließt sich im Gebiete der Schwarza
noch die Domäne Reichenau an, welche als das Hanptsammelgebiet der als „Hochquellen-
leitung" nach Wien geführten Quellwasser für die Residenzstadt von ganz besonderer
Bedeutung ist.
Im Gebiete der Vorberge ist zwar ebenfalls das Nadelholz noch überwiegend,
doch finden sich bereits reine oder mit Nadelholz (meist Tannen) gemischte Laubholzbestände
in beträchtlicher Ausdehnung, in welchen die Buche vorherrscht. Der Holzzuwachs und die
Absatzlage sind im Allgemeinen günstiger als im eigentlichen Alpengebiete, daher auch die
Bewirthschaftung selbst der bäuerlichen Wälder zumeist eine intensivere; an Stelle des
Kahlschlages tritt bei den Forsten des Großgrundbesitzes zum Theile bereits die Femel-
schlagwirthschast mit natürlicher Verjüngung. In diesem Gebiete ragt vor Allem der
kaiserliche Wienerwald durch seine Ausdehnung von nahezu 28.000 Hektar und durch seine
wirthschaftliche Bedeutung hervor. Die Buche ist seine vornehmste Holzart und diese gelangt
hier auf dem kalkhaltigen Lehmboden des Wiener Sandsteines zu ganz vorzüglicher Ent-
wicklung; zum Theile sind ihr Eichen und andere Laubhölzer, zum Theile die Tanne
beigemengt, welche etwa ein Drittel der Bestocknng bildet. Da, wo der Kalk und Dolomit
aus dem Alpengebiete herübergreifen, hat die für die Umgebung Badens und Mödlings so
charakteristische Schwarzkiefer ihren Standort gefunden.
Ist auch jener Beweggrund, welchem wir die unverkürzte Erhaltung des Wiener-
waldes zunächst verdanken, die Sicherung des Brennholzbedarfes für Wien, heute, wo die
Steinkohle zum größten Theile an Stelle des früher in Wien vorwiegend beliebten Buchen-
holzes getreten und auch die Holzzufuhr aus weiten Entfernungen durch die Eisenbahnen
ermöglicht ist, nicht mehr in dem früheren Maße gegeben, so spricht sich doch die Würdigung
der großen Bedentuug dieses Juwels unter den österreichischen Staatsforsten auch jetzt
noch iu der sorgfältigen und durchaus konservativen Bewirthschaftung desselben aus; es
siud uns hier noch einzelne Buchenbestände von 150- bis 180jährigem Alter erhalten,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Volume
- 4
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.75 x 26.17 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317