Page - 338 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
Image of the Page - 338 -
Text of the Page - 338 -
338
deren prachtvolle Säulenschäfte mit den bis zn 40 Meter hinaufreichenden Laubkronen nns
wohl nahelegen, hier das Vorbild für die herrlichen Hallen unserer gothischen Dome
zu suchen.
Eines der größten Gebiete sowohl seiner Gesammtansdehnuug als auch der Wald-
släche nach ist jenes, welches wir als das Berggebiet des Man hart bezeichnet haben;
dasselbe fällt in der Hauptsache mit dem im Volksmuude als „Waldviertel" bezeichneten
Theile Niederösterreichs zusammen. Ist auch der ehemalige Waldreichthnm zum guten
Theile der landwirthschaftlicheu Bodenbenutzung gewichen, so finden sich hier nebst den
zerstreuten kleineren Waldpareellen des bäuerlichen Besitzes doch noch schöne Waldkomplexe,
unter welchen wir die der Allerhöchsten Kaiserfamilie gehörigen Forste von Rohregg,
Gutenbrunn uud Perseubeug, den „Gsöhler Wald", dann jenes an der böhmisch-ober-
österreichischen Grenze gelegene Waldgebiet hervorheben wollen, welches den Fideicommiß-
herrschaften Weitra und Groß-Pertholz zugehört.
Die gegeu die Donau zu gelegenen Forste stimmen in ihrem wirthschaftlicheu
Charakter zumeist mit jenen der Alpenvorberge, das letztbezeichnete Waldgebiet aber mit
den augreuzenden Forsten des Böhmerwaldes überein. Herrliche Fichten- und Tannen-
forste, zum Theile mit Buchen nnd Bergahorn gemischt, stehen hier auf kräftigem, häufig
mit wilden Blöcken überdecktem Granitboden; sie haben einen Schatz von Quellen zu hüteu,
denu vou hier aus ziehen die Maltsch, Schwarza» und Lainsitz der Moldau, die Aist und
der Kamp der Donau zu. Die Bewirthschaftung dieser Forste ist, wie überhaupt der
Domänenforste dieses Gebietes, eiue sehr sorgfältige und wnrde hier insbesondere in
der Aufforstung ausgedehnter Flächen mittelst Pflanzung Vorzügliches geleistet. Auch
die bäuerlichen Wälder des Gebietes, welche einschließlich der wenigen Gemeindeforste die
Hälfte des ganzen Waldstandes betragen, sind, wenn wir von der starken Vorliebe für die
Streunutznng absehen, infolge welcher die Kiefer hier häufig domiuirt, zumeist ziemlich
gut erhalten.
Von den dem Hügellande und dem Wiener Becken ungehörigen Gebieten mögen
hier nur noch zwei für Niederösterreich charakteristische Waldformen kurze Erwähnung
fiudeu, das sind die Auwälder und die Schwarzkiefernbestände. Die Auen nehmeu im
Ganzen etwa 25.000 Hektar ein nnd erstrecken sich hauptsächlich am nördlichen
Donau-Ufer von Wien bis Krems. Ihre Bestocknng besteht zumeist aus Pappeln und
Weiden, zum Theile mit Ulmen, Eschen und Eichen, welche auf dem durch Grundwasser
getränkten uud zeitweilig überschwemmten Alluvialboden sehr üppig gedeihen und große
Holzmassenerträge liefern. Obwohl im Nieder- nnd Mittelwaldbetriebe bewirthschaftet,
nehmen sie bei der zum Theil bis zu 30 und 40 Jahren eingehaltenen Umtriebszeit
und der raschen Entwicklung der hier dominirenden Weichhölzer doch nicht selten mehr den
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
- Volume
- 4
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.75 x 26.17 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch
Table of contents
- Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
- Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
- Zur Geschichte Niederösterreichs 145
- Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
- Die Architektur in Niederösterreich 263
- Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
- Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
- Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317