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Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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von Kreuzenstein sowohl in der großen Form als auch im De­ tail bestimmen : Ein wichtiges Merkmal ist die Zusammenstel­ lung von Bauteilen mit unterschiedlichen stereometrischen Qualitäten. Die Westseite führt dies wohl am konsequentesten und eindrucksvollsten vor : Nordwestturm, Kapelle, Bergfried und Torturm sind hier so aufeinander bezogen, dass eine dyna­ mische und abwechslungsreiche, sowohl im fotografischen Bild als auch räumlich äußerst wirksame Komposition entsteht – ein baukünstlerisches Mittel, das ähnlich auch im Burghof beobach­ tet werden kann. Für Klaus Eggert » entsteht der Eindruck eines vertikalen Verschiebens von Flächen [ … ], manchmal sprunghaft, schießend. Dieses Verschieben macht die Bezüge der Teile un­ ter sich und zum Ganzen mehrdeutig. «391 Camillo Sitte lobt die » wohltuende Stetigkeit eines nicht gegliederten kräftig wirken­ den Quadermauerwerkes, ohne irgend welche Störung durch den architektonischen Schulkram von Lesenen, Strebepfeilern, Maß­ werken, Fialen und dergleichen. Auf dieser ruhigen Mauerfläche heben sich die günstig vertheilten reicheren Einzelheiten natur­ gemäß sehr wirksam ab. «392 Der Kontrast von glattem Mauer­ werk und plastisch behandelten Abschnitten ist für die Wirkung der Architektur ebenso von Bedeutung wie die Gegenüberstel­ lung geschlossener Flächen und stark raumhaltiger Öffnungen. So werden etwa der Söller, die Loggia und der Kaschauer Dom­ gang als dreidimensional­ räumliche und zugleich diaphane Ob­ jekte aufgefasst, die Raum bilden und diesen zeigend erschließen. Diese Öffnungen sind umgekehrt aber auch Aussichtspunkte, die den Blick als architektonisch­ räumliches Ereignis inszenieren. Der Söller bietet einen panoramaartigen Blick über das Wiener Becken, und von der romanischen Loggia blickt man auf den spät­ gotischen Kaschauer Domgang und zurück.393 Wie sehr solche Blickbezüge die architektonische Komposition Kreuzensteins bestimmen, wird auch in der zeitgenössischen fotografischen Interpretation durch Wilhelm Burger sichtbar. 〚 69 〛 An der spannungsreichen Gestaltung des Söllers 〚61 〛 kann das Prinzip der räumlichen Verschränkung und der Schaffung von Tiefenraum und Plastizität durch die Verbindung unterschiedli­ cher Ebenen gleichsam pars in toto nachvollzogen werden.394 Von der großen, von freistehenden Säulen getragenen – und dadurch gegenüber der umgebenden Wandfläche weitgehend verselbst­ ständigten – Bogenöffnung deutlich zurückversetzt ist eine sehr viel kleiner dimensionierte vierachsige Arkadenreihe, hinter der sich das Dunkel der Halle ausbreitet. Korrespondierend und er­ gänzend zu dieser vertikalen Staffelung und Schichtung wird der Raum auch horizontal stufenweise erschlossen : Vom Niveau der Halle führt der Weg über mehrere seitliche Stiegen bis hinab zum 128 Eine moderne Burg
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Kreuzenstein Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Kreuzenstein
Subtitle
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Author
Andreas Nierhaus
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79557-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
258

Table of contents

  1. Zerlegung einer Zeitmaschine 9
  2. 1 Mittelalterbilder 21
    1. Ritter – Burg 24
    2. Modernisierungen 41
    3. Die Burg im Garten 43
    4. Die Burg als Monument 48
    5. Die Burg als Zeitvertreib 56
    6. Die Burg am Ende 62
  3. 2 Eine moderne Burg 65
    1. Der Sammler 67
    2. Bauherr und BauhĂĽtte 78
    3. Wiederaufbau 86
    4. AuĂźenansichten 111
    5. Interieurs 129
    6. Der imaginäre Bewohner 166
    7. FrĂĽhe Besucher 171
  4. 3 Herrschaft der Dinge 173
    1. Fragmentierung und Rekonstruktion 175
    2. Objet ancien und Objet trouvé 177
    3. Alter und Authentizität 180
    4. Zerstreuung und Sammlung 183
    5. Moderne Spolien 187
  5. 4 Mediale Korrespondenzen 195
    1. Fotografie 197
    2. Heterotopie, Themenpark 201
    3. Tableau vivant, Panorama, Historienbild 205
    4. Film 211
    5. Zusammenfassung 220
    6. Anmerkungen 224
    7. Literatur 238
    8. Abbildungsnachweis 248
    9. Register 249
    10. Dank 256
    11. Inhalt
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