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Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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kompensiert worden – die Dinge, und nicht die Menschen, sind in ihrer Fülle und Präsenz die eigentlichen Bewohner. Kreuzenstein wurde von Beginn an auch als Aufbewahrungs­ ort für die Sammlungen Wilczeks konzipiert, und bereits 1893 be­ fanden sich Teile davon in den fertiggestellten Räumen.399 Durch die Wahl der Burg als Aufstellungsort erhielten die Gegenstände eine über ihren Wert als Einzelobjekte hinausgehende Bedeu­ tung : Gemälde, Zeichnungen und Drucke, Skulpturen, Möbel und Glasgemälde, Bücher, Kunstgewerbe und nicht zuletzt um­ fangreiche Bestände an historischem Hausrat sollten dazu dienen, eine Burg des Mittelalters mit aller gebotenen Vollständigkeit, ja Überfülle auszustatten. Die Sammlungen Wilczeks sind bis heute fester Bestandteil der Inszenierung von Kreuzenstein als mittelalterliche Burg ; ihre Objekte gewährleisten – wie die in die Architektur integrierten Spolien – die Authentizität des Gezeigten und bürgen in ihrer ge­ ballten Präsenz für eine Dominanz historischer Materialität ge­ genüber den neu geschaffenen Bauteilen und Innenräumen. Erst durch das Arrangement der überreichen Sammlungen, die in die­ ser Form auf keiner Burg des Mittelalters anzutreffen gewesen wären, wirkt Kreuzenstein wie der erst kürzlich von seinen Prot­ agonisten verlassene Schauplatz eines historischen Romans. Die­ ser Schauplatz sei im Folgenden näher inspiziert. Die Kapelle, für Camillo Sitte das künstlerische » Centrum des Ganzen «400, ist in Architektur und Ausstattung der mit Abstand prominenteste Raum der Burg, » von so eigenartiger Erfindung und Durchführung, dass man es nicht empfindet, hier einem Werke neuester Zeit gegenüber zu stehen. «401 Der klar struktu­ rierte Kernbereich des Kapellenraumes besteht aus einem ein­ schiffigen, einjochigen Langhaus und einem Chorpolygon mit 5/8­ Schluss. 〚 72 〛 Im Bereich der Apsis fand man beim Wiederauf­ bau – im Gegensatz zum Langhaus – Anhaltspunkte für eine Re­ konstruktion des ursprünglichen Zustandes der mittelalterlichen Burgkapelle 〚 39 – 41 〛 : Der untere Wandbereich des Polygons sowie zwei Strebepfeiler waren erhalten geblieben, woraus auch auf die ursprünglichen Abmessungen der Fensteröffnungen geschlossen werden konnte. Wie in anderen Bereichen der Burg wurde auch beim Chor der Kapelle direkt auf den überkommenen Ruinen­ bestand aufgebaut und dieser sichtbar in den Neubau integriert. Dem spätgotischen Chor antworten die früh­ und hochgotischen Formen des Langhauses mit seiner reichen Bauplastik. Im Ver­ gleich zum Chor ist das Langhaus, für das keine Vorgaben im auf­ gehenden Mauerwerk berücksichtigt werden mussten, aufwän­ dig gegliedert : Gebündelte Runddienste mit Knospenkapitellen 130 Eine moderne Burg
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Kreuzenstein Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Kreuzenstein
Subtitle
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Author
Andreas Nierhaus
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79557-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
258

Table of contents

  1. Zerlegung einer Zeitmaschine 9
  2. 1 Mittelalterbilder 21
    1. Ritter – Burg 24
    2. Modernisierungen 41
    3. Die Burg im Garten 43
    4. Die Burg als Monument 48
    5. Die Burg als Zeitvertreib 56
    6. Die Burg am Ende 62
  3. 2 Eine moderne Burg 65
    1. Der Sammler 67
    2. Bauherr und BauhĂĽtte 78
    3. Wiederaufbau 86
    4. AuĂźenansichten 111
    5. Interieurs 129
    6. Der imaginäre Bewohner 166
    7. FrĂĽhe Besucher 171
  4. 3 Herrschaft der Dinge 173
    1. Fragmentierung und Rekonstruktion 175
    2. Objet ancien und Objet trouvé 177
    3. Alter und Authentizität 180
    4. Zerstreuung und Sammlung 183
    5. Moderne Spolien 187
  5. 4 Mediale Korrespondenzen 195
    1. Fotografie 197
    2. Heterotopie, Themenpark 201
    3. Tableau vivant, Panorama, Historienbild 205
    4. Film 211
    5. Zusammenfassung 220
    6. Anmerkungen 224
    7. Literatur 238
    8. Abbildungsnachweis 248
    9. Register 249
    10. Dank 256
    11. Inhalt
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