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Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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in den Ecken und entsprechende Konsolen an den Längsseiten tragen das sechsteilige Kreuzrippengewölbe. Die Wandflächen sind durch tiefe Nischen und Bogenstellungen geöffnet, wodurch sich um den Kernbau eine deutlich artikulierte zweite, dunklere Raumschicht legt – ein bereits vom Außenbau bekanntes Gestal­ tungsmittel. Die Südwand des Langhauses öffnet sich in zwei brei­ ten Spitzbogenstellungen, die von einer Säule mit romanischem Kapitell aus » der ältesten Basilika in Padua «402 getragen werden, zu einer halbrunden Seitenkapelle. 〚 78 〛 Die Kuppelkalotte die­ ses » byzantinisch « anmutenden Raumes, der zugleich als ältester Teil der Kapelle ausgewiesen ist, schmückt ein Mosaik des venezi­ anischen Mosaizisten Conte Giovanni Morolin, eine Kopie der Ma­ donna der Ostkuppel von San Marco in Venedig, flankiert von zwei Engeln nach Motiven aus dem » Jüngsten Gericht « in der Kathe­ drale von Torcello.403 Mittig im Boden markiert eine massive Por­ phyrplatte mit dem Wappen der Familie Wilczek den Eingang zur darunterliegenden Gruft.404 〚 80 〛 Das Gitter, das die Gruftkapelle vom Kirchenschiff trennt, wurde vom Bauherrn selbst nach einem bei Viollet­ le­ Duc abgebildeten Gitter in St. Denis in Paris entwor­ fen.405 Im Obergeschoß der Nord­ und Südwand des Langhauses öffnen sich von Spitzbögen überfangene Biforen zum schmalen, einfach gewölbten Sängerchor und dem deutlich größeren Ora­ torium 〚 76, 81 〛, das über einem trapezförmigen Grundriss eine bemerkenswerte Gewölbeform aus kräftigen Rippendreistrah­ len mit Birnstabprofilen aufweist. Die reliefierten Schlusssteine zeigen, wie am Nordwestturm, Wappen ehemaliger Besitzer der Burg.406 Die Segel der Wölbung sind mit figürlichen Darstellun­ gen auf Goldgrund bemalt. Auch der im Westen liegende Orgelchor ist räumlich vom Langhaus abgesetzt. 〚 79 〛 Er besitzt ein deutlich höheres Gewölbe, das sich an den Dimensionen des großen West­ fensters orientiert.407 Insgesamt ist die von der Romanik bis zur Spätgotik reichende Formensprache dieses Raumes mit Absicht gewählt : Innerhalb der fiktiven Baugeschichte der Burg wird da­ mit eine sukzessive Entstehung der Kapelle von ihren Ursprün­ gen im 12. ( Seitenkapelle, Gruft ), über den Ausbau im 13. ( Lang­ hauswände ) und 14. ( Langhauswölbung ) bis zur Fertigstellung im 15. Jahrhundert ( Chor ) zum Ausdruck gebracht. In der Kapelle hat sich der ganze Reichtum der Sammlungen Wilczeks bis heute wohl am vollständisgten erhalten.408 Der Flü­ gelaltar 〚 73, 74 〛 wurde vom Bildhauer Johann Grissemann aus Imst in Tirol aus nicht weniger als 47 Teilen unterschiedlicher Her­ kunft zusammengesetzt und steht beispielhaft für das in Kreu­ zenstein angewandte Verfahren der Kombination und Kompila­ tion heterogener Fragmente.409 Wesentlich für die Raumwirkung sind die Glasgemälde in den Apsisfenstern und im Westfenster.410 131Interieurs
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Kreuzenstein Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Kreuzenstein
Subtitle
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Author
Andreas Nierhaus
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79557-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
258

Table of contents

  1. Zerlegung einer Zeitmaschine 9
  2. 1 Mittelalterbilder 21
    1. Ritter – Burg 24
    2. Modernisierungen 41
    3. Die Burg im Garten 43
    4. Die Burg als Monument 48
    5. Die Burg als Zeitvertreib 56
    6. Die Burg am Ende 62
  3. 2 Eine moderne Burg 65
    1. Der Sammler 67
    2. Bauherr und Bauhütte 78
    3. Wiederaufbau 86
    4. Außenansichten 111
    5. Interieurs 129
    6. Der imaginäre Bewohner 166
    7. Frühe Besucher 171
  4. 3 Herrschaft der Dinge 173
    1. Fragmentierung und Rekonstruktion 175
    2. Objet ancien und Objet trouvé 177
    3. Alter und Authentizität 180
    4. Zerstreuung und Sammlung 183
    5. Moderne Spolien 187
  5. 4 Mediale Korrespondenzen 195
    1. Fotografie 197
    2. Heterotopie, Themenpark 201
    3. Tableau vivant, Panorama, Historienbild 205
    4. Film 211
    5. Zusammenfassung 220
    6. Anmerkungen 224
    7. Literatur 238
    8. Abbildungsnachweis 248
    9. Register 249
    10. Dank 256
    11. Inhalt
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