Page - 178 - in Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945

178 Bilder für alle · Die Welt der Magazine und Revuen Schwenk sehr anschaulich (Abb. 10). Die Grafik von Paula Keller stellt der grauen, anonymen und schmut- zigen Stadt im Hintergrund das idyllische, in hellen, bunten Farben gehaltene Landleben gegenüber. Auch in den Fotos zeigt sich diese neue Faszination für das Ländliche. Anfang Dezember 1932 veröffentlicht die Bühne ein typisches antiurbanes Genrebild dieser Jahre. Zu sehen sind zwei junge Zillertalerinnen in ihrer bäuerlichen Tracht vor einem Tiroler Bauern- haus (Abb. 11). Und dennoch: Verglichen mit der Anbiederung der Modernen Welt an die autoritäre Regierungspolitik ist die Redaktion der Bühne deutlich zurückhaltender. Sie entzieht sich zwar nicht der allgegenwärtigen konservativen Grundstimmung, wahrt aber dennoch eine gewisse Distanz zur offiziellen Politik. Ein wich- tiger Grund dafür ist die Eigentümerstruktur des Ma- gazins. Die Aktienmehrheit des Mutterkonzerns, der Vernay AG, steht unter tschechischer Kontrolle und somit ist die Bühne dem Regierungseinfluss etwas weniger ausgesetzt als andere österreichische Medi- en. Um das Blatt zu stärken, wird 1934 eine Vertriebs- gemeinschaft mit der liberalen Tageszeitung Der Wie- ner Tag vereinbart. Abonnenten des Blattes wird die illlustrierte Zeitschrift zu günstigen Konditionen als eine Art „Beilage“ angeboten. Im Zuge dieser Koope- ration, die auf die Initiative von Emil Oplatka, des Direktors der Vernay AG, zurückgeht, kommt es im September 1934, entgegen dem allgemeinen Trend in der österreichischen Zeitschriftenlandschaft, zu einer Modernisierung im äußeren Erscheinungsbild der Bühne. Im selben Jahr startet auch die Wochenend- beilage des Wiener Tag, die unter dem Titel Der Sonn- tag erscheint. Geleitet wird sie von Hans Oplatka, dem Sohn von Emil Oplatka.22 Wenn man die fotografische Linie der Bühne in den 1930er Jahren überblickt, wird deutlich, dass moderne Positionen, die um 1930 stärker präsentiert wurden, mehr und mehr zurückgedrängt werden. Zu- gleich erringen konservative Lichtbildner allmählich Abb. 10  „Herzlichen  Gruß  vom  Land“.  An  die  Stelle  von  urbanen  Themen  treten  in  den  1930er  Jahren  zunehmend  ländliche  Motive.  Die Bühne,  Erstes  Septemberheft  1934,  Titelseite. Abb. 11  „Zillertalerinnen“.  Die Bühne,  Erstes  Dezemberheft  1932,  S.  3.  Foto:  Peter  Paul  Atzwanger.