Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Medien
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Page - 187 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 187 - in Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945

Image of the Page - 187 -

Image of the Page - 187 - in Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945

Text of the Page - 187 -

187Frivole Revuen big gedruckte Zeichnungen (teilweise aus der Feder von Karl Rob) setzen, aber auf Fotografien verzichten, sind die Zeitschriften Die Muskete und MOCCA auch fotografisch illustriert. Als sich in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre für einige Jahre ein gesellschaftli- ches Fenster der Freizügigkeit auftut und die Zen- sur etwas weniger scharf kontrolliert39, wird in den Rob-Blättern – meist unter dürftigen Vorwänden – viel nackte Haut gezeigt: entblößte oder leicht bekleidete Tänzerinnen und Revuestars und erotische Genresze- nen. Viele davon stammen aus dem Atelier Manassé, das zum Hauptlieferanten anzüglicher und freizügi- ger Inszenierungen wird (Abb. 22).40 Anzüglich-ero- tische Motive stammen gelegentlich aber auch von anderen Wiener Fotografinnen und Fotografen, etwa von Franz Löwy oder Pepa Feldscharek. Die gestalterischen Ansprüche der populären Zeitschriften aus dem Hause Rob sind niedrig, die Aufmachung billig, die Druckqualität nicht sonder- lich gut, erst spät kommt der Kupfertiefdruck zum Einsatz. Im Vergleich zur Bühne und zum Wiener Magazin, die weit besser gestaltet und gedruckt sind, bedienen die Rob-Revuen nicht ein gehobenes, son- dern ein weniger kaufkräftiges kleinbürgerliches Pu- blikum. Als Karl Rob die Monatszeitschrift MOCCA 1928 auf den Markt bringt, knüpft er zunächst an sein einfaches, bewährtes Rezept an: populäre Auf- machung, einfache Gestaltung, billiger Druck, viele Fotos und viel nackte Haut, kaum aktuelle Bericht- erstattung. „Mit der Revue ‚Mocca‘, die den besten Monatsschriften Deutschlands ebenbürtig ist, dürfte eine Lücke in der heimischen Produktion dieser Art geschlossen worden sein.“ So schreibt Karl Rob im Editorial des ersten Heftes. „Wir waren bemüht, das erste Heft möglichst inhaltsreich und spannend zu gestalten, glauben aber versprechen zu können, dass die folgenden Hefte noch mehr Ihren Beifall finden werden.“41 Tatsächlich orientiert sich die Zeitschrift an den erfolgreichen Magazinen der Weimarer Repu- blik, etwa den auflagenstarken Ullstein-Revuen UHU und Grüne Post, mit dem Unterschied, dass MOCCA weitaus populärer und frivoler auftritt als diese. Anfang der 1930er Jahre kommt es zu einer zag- haften Neuausrichtung des Magazins. Druck und Auf- machung der Zeitschrift MOCCA werden nun etwas modernisiert, auf der Titelseite findet sich inzwischen regelmäßig ein ausdrucksstarkes Foto (Abb. 23). Die Grundausrichtung eines populistischen und anzügli- chen Magazins wirft die Redaktion allerdings nicht über Bord.42 Das hindert sie aber nicht daran, immer wieder auch anspruchsvolle Fotostudien (gemäßigt) modern arbeitender Amateure zu drucken, etwa von Hans Grabkovicz oder Oskar Kuhn. Gelegentlich fin- den wir in der Zeitschrift sogar Bildseiten, die zu ei- ner sozialkritischen Stellungnahme verdichtet wer- den. Im Juni 1935 etwa stellt MOCCA einer Aufnahme Abb. 22  In  der  Zeitschrift  Muskete,  1924  vom  Rob-Verlag  übernommen,  wird  in  der  Zwischenkriegszeit  viel  nackte  Haut  gezeigt.  Viele  der  freizü- gigen  Aufnahmen  stammen  aus  dem  Atelier  Manassé.  Die Muskete,  Nr.  41,  1932,  S.  802.  Foto:  Atelier  Manassé.
back to the  book Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945"
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Subtitle
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Author
Anton Holzer
Publisher
Primus Verlag
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Size
23.0 x 29.0 cm
Pages
498
Keywords
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Category
Medien

Table of contents

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.