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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
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365Kritiker der Avantgarde Österreich“. Beworben wird nicht etwa Wien, sondern ausschließlich das ländliche Österreich, insbesondere das Hochgebirge der Alpen, sowie bekannte Kulturin- stitutionen: beispielsweise die Salzburger Festspiele. Das Erstarken einer neuen österreichischen Hei- matideologie steht um 1930 in engem Zusammen- hang mit der innenpolitischen Auseinandersetzung. Sie dient als Gegenentwurf zu der als „städtisch“ ge- österreichischen Bundeshymne entnommen, die Ende der 1920er Jahre eingeführt wurde. Sie stammt aus der Feder des deutschnationalen Dichters Ottokar Kernstock.5 Die politische Propaganda in den Schu- len zeigt ihre Wirkung. 100.000 Schüler, so berichtet die Presse euphorisch, nehmen im Frühjahr 1935 am Wettbewerb teil und reichen einen Heimatauf- satz ein. 56 Mädchen und Jungen werden Ende Juni in Wien im Rahmen einer patriotischen Feierstunde ausgezeichnet. Öffentlichkeitswirksam und vor ver- sammelter Presse überreicht der christlichsoziale, der neuen Regierung loyal verbundene, Bundespräsident Wilhelm Miklas die Preise (Abb.  2). Die Propagandamaschinerie des österreichischen „Ständestaates“ scheut ab 1933/34 keine Anstren- gung, Patriotismus und Heimatbewusstsein zu för- dern, wo nur immer möglich. Wenn Anlässe fehlen, werden diese ad hoc geschaffen. Das Weihnachtsfest im Jahr 1936 etwa wird kurzerhand zur „Weihnacht der Heimat“ erklärt. Wieder tritt Bundespräsident Miklas in Aktion. Diesmal werden 100 000 ausge- wählte Kinder öffentlichkeitswirksam mit einem Weihnachtsgeschenk bedacht. Die Symbolik ist un- übersehbar in einer Zeit der ökonomischen Krise, hoher Arbeitslosigkeit und verbreiteter Armut. Die eifrige Kultivierung der „Heimatliebe“ ist zwar nach 1933/34 Teil der offiziellen staatlichen Ideo- logie, aber ihre Ursprünge reichen weiter zurück. Schon Jahre bevor die autoritäre christlichsoziale Regierung dazu ansetzt, die Macht im Staat gänzlich an sich zu reißen, zeichnet sich ein neuer Heimatdis- kurs ab. Die Schwelle ist das Jahr 1927, jenes Jahr, in dem der Wiener Justizpalast brennt und die heftigen politischen Auseinandersetzungen zwischen links und rechts auf einen ersten Höhepunkt zusteuern. Die Sozialdemokratie geht geschwächt aus diesem Zusammenstoß auf der Straße hervor. Dennoch, ihre vollkommene Niederlage wenige Jahre später ist noch nicht vorherzusehen. In diesem Jahr mehren sich die Zeichen für einen neuen, konservativen Patriotismus. Kräftig unterstützt vom Bundesministerium für Han- del und Verkehr wird 1927 beispielsweise eine groß angelegte Kampagne für den heimischen Fremden- verkehr gestartet, die bis weit in die 1930er Jahre hi- nein fortgeführt wird. Ihr Motto lautet: „Das schöne Abb.  2  Patriotische  Hei- matkunde  im  Dienste  der  Regierung.  Aufsatzwettbewerb  in  Niederösterreich  im  Jahr  1935  zum  Thema  „Heimaterde  wunderhold“.  Das interessante Blatt,  11.  Juli  1935,  Titelseite. 
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Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus.
Subtitle
Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Author
Anton Holzer
Publisher
Primus Verlag
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-86312-073-3
Size
23.0 x 29.0 cm
Pages
498
Keywords
Fotojournalismus, Pressefotografie, Fotografie, Fotografiegeschichte, Mediengeschichte, Kulturgeschichte, Populärkultur, Österreich
Category
Medien

Table of contents

  1. Auf den Spuren der rasenden Reporter Vorwort 7
  2. Neue illustrierte Welt Einleitung 10
  3. Bilder, Nachrichten, Sensationen Die Zeitungsstadt Wien um 1900 22
  4. Die Jagd nach Sensationen Pioniere der Pressefotografie 36
  5. Fotos statt Zeichnungen Das Entstehen einer fotografischen Öffentlichkeit 51
  6. Bild und Text Die Rhetorik der Zeitungsseiten 59
  7. Redaktion, Druck, Vertrieb Wie eine illustrierte Zeitschrift entsteht 70
  8. Im Rampenlicht Der Kaiser im Blick der Fotografen 77
  9. Als die Männer fliegen lernten Die ersten Wiener Flugschauen 91
  10. Mit der Kamera bewaffnet Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg 105
  11. Theater der Macht Parlament und Politik in Bildern 117
  12. Kampf um die Straße Demonstrationen, Kundgebungen und Massenpolitik 134
  13. Im Schatten der Konzerne Politische Illustrierte in der Zwischenkriegszeit 145
  14. Bilder für alle Die Welt der Magazine und Revuen 170
  15. Bilder als Propaganda Die illustrierte Regierungspresse nach 1934 194
  16. Erzählende Bilder Die moderne Fotoreportage in der Zwischenkriegszeit 203
  17. Handel mit Bildern Die Rolle der Fotoagenturen 234
  18. Politische Bilder Die Kultur der Arbeiterfotografie 248
  19. Amerika, ein Traum Wolkenkratzer und Tiller Girls 263
  20. Bubikopf und Zigarette Bilder der „Neuen Frau“ 277
  21. Experiment und Bewegung Tanzschritte in eine neue Zeit 286
  22. Wenn die Hüllen fallen Erotik, Sexualität und Nacktfotografie in der Zwischenkriegszeit 296
  23. Schöne neue Warenwelt Reklame und Mode in der Fotografie 304
  24. Dramatische Nähe Sport und Fotografie 317
  25. Frauen hinter der Kamera Die neuen Fotografinnen 331
  26. Die kurze Zeit der Avantgarde Fotografische Aufbrüche um 1930 344
  27. Landschaft, Berge, Brauchtum Heimatfotografie in den 1930er Jahren 363
  28. Fotografisches Feuilleton „Der Sonntag”: ein vergessenes Forum moderner Reportagefotografie 378
  29. Demagogie in Bildern Hitler in Österreich 1938 411
  30. Den Krieg vor Augen Nationalsozialistische Medienpolitik und Ästhetik 419
  31. Eine andere Kulturgeschichte Schluss 437
  32. Anhang
    1. Anmerkungen 446
    2. Fotografinnen und Fotografen 1890 bis 1945 Biografische Notizen 466
    3. Literatur 483
    4. Zeitungen und Zeitschriften 490
    5. Index 491
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