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Religion, Medien und die Corona-Pandemie - Paradoxien einer Krise
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menden, tragen eine Erinnerung des Erlebten in sich. In diesem Sinne ver- leihen sie dem einzelnen Ereignis einen Fortbestand. Durch die digitalen Medien werden Zeit und Raum der Au!ührung fragmentiert, verzerrt, angepasst und erweitert. Man löst sich von einem leiblich geteilten Ort, sodass nun die Räume, in denen der Gottesdienst er- lebt wird, voneinander getrennt sind. Zwischen den Kirchenraum, in dem der Priester das Ritual durchführt, und die privaten Zimmer, in denen die Gläubigen vor dem Bildschirm sitzen, wird eine Distanz eingeschoben. Das Ereignis wird zeitlich flexibler: Zwar gibt es mehr oder weniger feste Uhrzeiten, bei denen man sich zur Messe einschalten kann, doch was hier und jetzt zelebriert wird, kann man jederzeit ausschalten, anhalten oder eine Woche später als Video auf YouTube, teilweise oder ganz, nachholen. In diesem Fall wird die spezifische Au!ührung des Rituals in seiner media- len Darstellung wiederholbar. Die Einmaligkeit einer Messe als Erlebnis an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit wird aufgelöst. Das Ritual wird digital individuell wiederholbar, jenseits der Gemeinscha#. Die Transformation von einem einmaligen, flüchtigen Ereignis in einen digital vermittelten, beliebig abru%aren Datenstrom, den man den eige- nen Lebensumständen individuell anpassen kann, beeinflusst die Bedeu- tungen, die mit dem Gottesdienst verbunden sind. Die kollektive, zwi- schenmenschliche Interaktion fällt weg: Gemeinsames Betro!ensein bei einer Predigt wird durch eine individuelle Interpretation ersetzt, die Wechselwirkung mit dem Priester verschwindet, die gegenseitigen Reak- tionen sind nicht wahrnehmbar. Findet die Eucharistiefeier im Streaming statt, kommen also aufschluss- reiche theologische Fragen auf. Die römisch-katholische Eucharistie und das Paradox der geistigen Kommunion Im Mittelpunkt einer römisch-katholischen Messfeier steht das Sakrament der Eucharistie. Sie dient als Zeichen, als Verweis auf eine transzendente Dimension, doch gleichzeitig konkretisiert sie die Wirklichkeit und die Gnade Gottes in der Hostie. Durch die Konsekration, den Akt der Wandlung, werden die Substan- zen des Brotes und des Weines in die Substanz Christi gewandelt. Die Leh- re dieser Wesensverwandlung, die in der Tradition als Transsubstantiation bezeichnet wird, verweist auf die aristotelische, im Mittelalter weiterentwi- ckelte Trennung von Substanz, dem Wesen, das nicht durch die Sinne wahrnehmbar ist, und Akzidenzien, den wahrnehmbaren, veränderlichen Gemeinscha!en in Isolation 38 https://doi.org/10.5771/9783748922216, am 10.02.2021, 12:13:48 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Religion, Medien und die Corona-Pandemie Paradoxien einer Krise
Title
Religion, Medien und die Corona-Pandemie
Subtitle
Paradoxien einer Krise
Author
Daria Pezzoli-Olgiati
Editor
Anna-Katharina Höpflinger
Publisher
Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-7489-2221-6
Size
15.3 x 22.7 cm
Pages
134
Categories
Coronavirus
Medien

Table of contents

  1. Einführung 7
  2. Fahren auf Sicht im Nebel des notwendig Undeutlichen 11
  3. Wenn jetzt alles anders ist, wie ist es denn immer gewesen? 13
  4. «Wir sitzen zu Hause und draußen geht die Welt unter» 17
  5. Gemeinscha!en in Isolation 23
  6. Leere Tempel, volle Livestreams in China 27
  7. Digitale Au!ührungen des Ausnahmezustands 35
  8. Ambivalente Deutungen des Virus in Facebook-Communities 41
  9. Krise und Solidarität im öffentlichen Raum 49
  10. Solidarität zwischen Kirche und Suppenküche 51
  11. Leid und Hoffnung einer Nation im Grati 59
  12. Unterhaltung in der Pandemie 67
  13. Lieder zwischen Krisenbewältigung und Entertainment 69
  14. Witz und Religionskritik in Internet-Memes 77
  15. Der Tod als mediale Inszenierung 85
  16. Einsamer Abschied vor aller Welt 87
  17. Das Virus ist unsichtbar, der Tod ganz konkret 93
  18. Wirklichkeitsdeutung zwischen Fakten und Fake News 101
  19. Erlösung durch Kapitalismus 103
  20. Die Verschwörung(en) hinter der Pandemie 111
  21. Ausblicke ins Ungewisse 119
  22. Die Pandemie als Ritual – ein Gedankenspiel 121
  23. Prophetische Metaphern der postpandemischen Zeit 127
  24. Abbildungsverzeichnis 133
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