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Religion, Medien und die Corona-Pandemie - Paradoxien einer Krise
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Das Bild enthält einen gleich vierfachen Verweis auf die italienische Na- tion: Neben Stiefel und Flagge ist Blau Italiens Farbe im Sport. Zudem werden Nationen häufig als Frauen abgebildet. Insofern kann die Frau auf dem Bild auch als personifizierte Darstellung der italienischen Nation gele- sen werden. Angesichts der Deutungshorizonte, die sich anhand der möglichen Ver- weise auf Maria-Jesus-Kompositionen sowie die Personifikation der Nation erö!nen, wird der vielschichtige und zwiespältige Charakter des Bildes umso deutlicher. Zwischen Dank und Protest Als Bildgattungen des ö!entlichen Raums leben Gra"tis von ihrer Wech- selbeziehung zum spezifischen Ort, an dem sie angebracht wurden. Dieser partikuläre Raum prägt die Bildwahrnehmung, ebenso wie das Kunstwerk die Wahrnehmung des Raumes beeinflusst. In diesem gegenseitigen Bezug entfaltet sich um das Bild ein Kommunikationsprozess, in dem vielfältige politische und religiöse Bedeutungen, Weltbilder und Konzepte verhan- delt werden. Als ö!entlich sichtbare Kunstwerke, die nicht zuletzt durch ihre Größe städtische Räume verändern, sind Gra"tis privilegierte Medi- en, um gesellscha#spolitische Fragen aufzuwerfen. Im Kontext der Corona-Krise stellen sie eine Form der Verarbeitung und Begleitung aktueller Geschehnisse dar. Aufgrund ihrer Entstehungsge- schichte ist diese spezifische Ausdrucksform eng mit Formen gesellscha#li- chen Protests verbunden und weist einen kritischen Zug gegenüber beste- henden sozial-politischen Verhältnissen auf. In jedem Fall setzt ein solches Kunstwerk politische Kommunikationsprozesse in Gang und wirkt sich so- mit auf die gesamte Gesellscha# aus. Darüber hinaus «verlassen» Gra"tis im Zuge ihrer medialen Reproduzierbarkeit die Straßen, indem sie foto- grafiert und über soziale Medien verbreitet werden. Damit wird der physi- sche Stadtraum mit dem digitalen, medialen Raum verschränkt. Damit wird ein weiterer Bedeutungshorizont von La dottoressa che culla l’Italia enthüllt: Obwohl das Wandbild ganz explizit Dank gegenüber dem Krankenhauspersonal ausdrückt, kann es auch als Kritik am italienischen Gesundheitssystem und damit am Umgang der Regierung mit der Pande- mie und den Ressourcen gesehen werden. Indem es im ö!entlichen Raum angebracht wurde und damit im Bereich des Staates, der gerade in der Kri- se seine Macht über diesen Raum in Form der Ausgangsbeschränkungen demonstriert hat, fordert das Kunstwerk die Deutungsmacht über den öf- fentlichen Raum für das Volk zurück. Dieser subversive Zug suggeriert so- Krise und Solidarität im ö"entlichen Raum 64 https://doi.org/10.5771/9783748922216, am 10.02.2021, 12:13:48 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Religion, Medien und die Corona-Pandemie Paradoxien einer Krise
Title
Religion, Medien und die Corona-Pandemie
Subtitle
Paradoxien einer Krise
Author
Daria Pezzoli-Olgiati
Editor
Anna-Katharina Höpflinger
Publisher
Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-7489-2221-6
Size
15.3 x 22.7 cm
Pages
134
Categories
Coronavirus
Medien

Table of contents

  1. Einführung 7
  2. Fahren auf Sicht im Nebel des notwendig Undeutlichen 11
  3. Wenn jetzt alles anders ist, wie ist es denn immer gewesen? 13
  4. «Wir sitzen zu Hause und draußen geht die Welt unter» 17
  5. Gemeinscha!en in Isolation 23
  6. Leere Tempel, volle Livestreams in China 27
  7. Digitale Au!ührungen des Ausnahmezustands 35
  8. Ambivalente Deutungen des Virus in Facebook-Communities 41
  9. Krise und Solidarität im öffentlichen Raum 49
  10. Solidarität zwischen Kirche und Suppenküche 51
  11. Leid und Hoffnung einer Nation im Grati 59
  12. Unterhaltung in der Pandemie 67
  13. Lieder zwischen Krisenbewältigung und Entertainment 69
  14. Witz und Religionskritik in Internet-Memes 77
  15. Der Tod als mediale Inszenierung 85
  16. Einsamer Abschied vor aller Welt 87
  17. Das Virus ist unsichtbar, der Tod ganz konkret 93
  18. Wirklichkeitsdeutung zwischen Fakten und Fake News 101
  19. Erlösung durch Kapitalismus 103
  20. Die Verschwörung(en) hinter der Pandemie 111
  21. Ausblicke ins Ungewisse 119
  22. Die Pandemie als Ritual – ein Gedankenspiel 121
  23. Prophetische Metaphern der postpandemischen Zeit 127
  24. Abbildungsverzeichnis 133
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