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Religion, Medien und die Corona-Pandemie - Paradoxien einer Krise
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– wie der Titel des Songs bereits verrät – zu Solidarität in dieser schwieri- gen Zeit auf. Das Lied beginnt mit der metaphorischen Schilderung des Angri!s des Virus, das wie ein Räuber in der Nacht kommt: Es traf uns wie ein Schlag ins Gesicht, aus ’nem fiesen dunklen Hinterhalt. Erst Einen, dann Zwei, dann gleich Tausende und es ist kein Ende in Sicht. Weiter wird auf das Schließen von Geschä#en angespielt: Auch der Kiosk um die Ecke macht die Schotten dicht. Ich weiß, es tut weh, doch anders geht es nicht. Doch ich glaub, dass sich grade was Großes tut zwischen hier und dem Ende der Welt. Die Welt fährt also runter, doch trotzdem glaubt Sebel an etwas Großes. Die Zeile «zwischen hier und dem Ende der Welt» spielt mit apokalypti- schen Motiven und spricht von den Corona-Monaten als einer Zwischen- zeit, deren Ausgang ungewiss ist. Ein Fun Fact am Rande ist übrigens, dass Sebels erste Band «Kiosk» hieß, der Verweis im Lied könnte ein Hinweis auf diese biografische Station des Sängers sein. Danach wird die gegenwärtige Situation als eine Weichenstellung für die Zukun# bezeichnet: Nichts bleibt wie es war, die Weichen werden neu gestellt. Dass dabei die Weichen zwischen Gut und Böse gemeint sind, wird später im Lied erwähnt. Das Virus selbst wird im Song als ein «Gespenst» darge- stellt, das um die Welt geht und tötet. Es schlägt wahllos zu, unterscheidet nicht zwischen «arm» oder «reich» und «schwarz» oder «weiß». Zunächst könnte das Gespenst als Metapher für den Tod gedeutet werden, der – wie in Totentänzen – für alle Menschen, egal, wer sie sind oder woher sie kom- men, sein Lied zum Tanz spielt. Die nächste Zeile verdeutlicht jedoch, dass der Tod hier nicht als der neutrale Vollzieher eines egalitären Schick- sals, der die Welt im Gleichgewicht hält, au#ritt, sondern dass das «Ge- spenst» stärker mit einer Idee des Teufels konnotiert wird: Denn das Virus droht alles zu zerstören. Das Virus im Lied ist also böse, wie die gewählten Worte zeigen: Es wird verglichen mit einem Gespenst, das aus einem finsteren Hinterhalt zuschlägt und alles in Chaos stürzt. Die Menschen, so klingt es im Lied an, können durch Zusammenhalt gegen dieses Böse kämpfen – wobei durch die Kampfmetapher die Gefahr des Bösen hervorgehoben wird – und da- Unterhaltung in der Pandemie 70 https://doi.org/10.5771/9783748922216, am 10.02.2021, 12:13:48 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Religion, Medien und die Corona-Pandemie Paradoxien einer Krise
Title
Religion, Medien und die Corona-Pandemie
Subtitle
Paradoxien einer Krise
Author
Daria Pezzoli-Olgiati
Editor
Anna-Katharina Höpflinger
Publisher
Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-7489-2221-6
Size
15.3 x 22.7 cm
Pages
134
Categories
Coronavirus
Medien

Table of contents

  1. EinfĂĽhrung 7
  2. Fahren auf Sicht im Nebel des notwendig Undeutlichen 11
  3. Wenn jetzt alles anders ist, wie ist es denn immer gewesen? 13
  4. «Wir sitzen zu Hause und draußen geht die Welt unter» 17
  5. Gemeinscha!en in Isolation 23
  6. Leere Tempel, volle Livestreams in China 27
  7. Digitale Au!ĂĽhrungen des Ausnahmezustands 35
  8. Ambivalente Deutungen des Virus in Facebook-Communities 41
  9. Krise und Solidarität im öffentlichen Raum 49
  10. Solidarität zwischen Kirche und Suppenküche 51
  11. Leid und Hoffnung einer Nation im Grati 59
  12. Unterhaltung in der Pandemie 67
  13. Lieder zwischen Krisenbewältigung und Entertainment 69
  14. Witz und Religionskritik in Internet-Memes 77
  15. Der Tod als mediale Inszenierung 85
  16. Einsamer Abschied vor aller Welt 87
  17. Das Virus ist unsichtbar, der Tod ganz konkret 93
  18. Wirklichkeitsdeutung zwischen Fakten und Fake News 101
  19. Erlösung durch Kapitalismus 103
  20. Die Verschwörung(en) hinter der Pandemie 111
  21. Ausblicke ins Ungewisse 119
  22. Die Pandemie als Ritual – ein Gedankenspiel 121
  23. Prophetische Metaphern der postpandemischen Zeit 127
  24. Abbildungsverzeichnis 133
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