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Religion, Medien und die Corona-Pandemie - Paradoxien einer Krise
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Page - 83 - in Religion, Medien und die Corona-Pandemie - Paradoxien einer Krise

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ons» vereint. Auch in der Überschri# ist nicht von christlichen, muslimi- schen oder jüdischen Personen die Rede, sondern es wird von religious people gesprochen. Was sagt das aus? Religion wird hier verallgemeinert und reduziert. Indem alle religiösen Personen, Institutionen und Systeme auf Irrationalität beschränkt werden, verschiebt sich das Bild von Religion stark in eine polemische Richtung. Es wird deutlich, dass der Urheber oder die Urheberin des Memes allen Religionen die gleiche Eigenscha# von Un- glaubwürdigkeit, vielleicht sogar mit einer Portion Hinterhältigkeit, zu- schreibt. Dies wird auch im thematisierten Dualismus innerhalb des Me- mes sichtbar. Für Religionen gibt es scheinbar nur zwei reduzierte und pauschal dargestellte Alternativen: Gott als großer Retter oder als Richter über die Welt, der Corona als Strafe über die Menschheit kommen lässt. Religionen werden im Meme auf Heilserwartungen sowie die richtende und bestrafende Macht Gottes begrenzt. Eine andere Möglichkeit, wie Re- ligion mit Corona umgeht, wird nicht erwägt. Das heißt jedoch nicht, dass diese Botscha# von den Usern anstandslos übernommen und reproduziert wird. Wie in den Reaktionen auf das Meme in Abb. 14 und Abb. 15 zu se- hen ist, wird die Meinung teilweise unterstützt (Abb. 14), jedoch auch kri- tisiert und als polemisch und absurd eingestu#. Die Diskussion um das Meme und das darin erzeugte Bild von Religion wird noch Monate nach der Verö!entlichung rege geführt, die emotionale Involviertheit der Men- schen, die das Meme anschauen, wird sichtbar. In einem Artikel von 2013 mit dem Titel Reading Religion in Internet Me- mes, der von der Kommunikationswissenscha#lerin Heidi A. Campbell mitverfasst wurde, ist von einer Essenzialisierung von Religion in Memes die Rede: Religion würde auf eine Essenz, eine markante Eigenscha#, mi- nimiert. Durch die Nutzung bestimmter Motive – hier: Religion ist Un- sinn – werden Vorurteile angesprochen und bestätigt. Shifman argumen- tiert außerdem, dass Memes soziale Vorstellungen widerspiegeln und for- men. Damit fördern sie eine Debatte um Religion. Diese Beobachtungen machen deutlich, dass neben dem vordergründi- gen Thema der Religion und der Corona-Pandemie auch Aspekte wie der Einfluss religiöser Gemeinscha#en in der Politik angesprochen werden. Der Medien- und Kommunikationswissenscha#ler Bradley Wiggins spitzt diesen Punkt noch zu. Er spricht von einer ideologischen Praxis, die hinter dieser Art Internet-Memes steht: Sie vertreten und vermitteln ein bestimm- tes Weltbild. Das ausgewählte Meme könnte aus dieser Perspektive ideologisch mit dem Wunsch nach einem religionsfreien Staat verbunden werden. Ob sich der religionskritische Zug gegen jede einzelne Religion richtet oder ob gar eine religionsfeindliche Ideologie dahintersteckt, kann nur vermutet wer- Witz und Religionskritik in Internet-Memes 83 https://doi.org/10.5771/9783748922216, am 10.02.2021, 12:13:48 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Religion, Medien und die Corona-Pandemie Paradoxien einer Krise
Title
Religion, Medien und die Corona-Pandemie
Subtitle
Paradoxien einer Krise
Author
Daria Pezzoli-Olgiati
Editor
Anna-Katharina Höpflinger
Publisher
Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-7489-2221-6
Size
15.3 x 22.7 cm
Pages
134
Categories
Coronavirus
Medien

Table of contents

  1. Einführung 7
  2. Fahren auf Sicht im Nebel des notwendig Undeutlichen 11
  3. Wenn jetzt alles anders ist, wie ist es denn immer gewesen? 13
  4. «Wir sitzen zu Hause und draußen geht die Welt unter» 17
  5. Gemeinscha!en in Isolation 23
  6. Leere Tempel, volle Livestreams in China 27
  7. Digitale Au!ührungen des Ausnahmezustands 35
  8. Ambivalente Deutungen des Virus in Facebook-Communities 41
  9. Krise und Solidarität im öffentlichen Raum 49
  10. Solidarität zwischen Kirche und Suppenküche 51
  11. Leid und Hoffnung einer Nation im Grati 59
  12. Unterhaltung in der Pandemie 67
  13. Lieder zwischen Krisenbewältigung und Entertainment 69
  14. Witz und Religionskritik in Internet-Memes 77
  15. Der Tod als mediale Inszenierung 85
  16. Einsamer Abschied vor aller Welt 87
  17. Das Virus ist unsichtbar, der Tod ganz konkret 93
  18. Wirklichkeitsdeutung zwischen Fakten und Fake News 101
  19. Erlösung durch Kapitalismus 103
  20. Die Verschwörung(en) hinter der Pandemie 111
  21. Ausblicke ins Ungewisse 119
  22. Die Pandemie als Ritual – ein Gedankenspiel 121
  23. Prophetische Metaphern der postpandemischen Zeit 127
  24. Abbildungsverzeichnis 133
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