Page - 73 - in Tesla Nikola(us) und die Technik in Graz
Image of the Page - 73 -
Text of the Page - 73 -
73
Die grundlegende Bedeutung des Faches Geschichte formulierte der Erzher-
zog im Schreiben vom 16. September 1811 an alle Werbbezirke des Herzog-
tums Steiermark und Kärnten zur Einsendung historischer Denkmäler an das
neue Institut: „Es ist schmählich im eigenen Vaterland ein Fremdling zu sein“,
war der Ausspruch eines der weisesten Staatsmänner des Alterthums, war
die feste, innige Überzeugung aller ausgezeichneten Männer und Patrioten der
Vor- und Mitwelt. Physikalische und naturhistorische Landeskenntnisse sind
zwar unentbehrlich, aber ein nicht minder umfassendes und hochwichtiges
Magazin der herrlichen Erfahrungslehren gewährt die Geschichte.“
Es ist bezeichnend für die aufgeklärte Weltsicht des Erzherzogs, dass er hier
als Zeugen fĂĽr die Wichtigkeit der Kenntnis der eigenen Geschichte Marcus
Tullius Cicero (106 – 43 v. Chr.) aufruft, den bedeutendsten Vertreter des frei-
en Staates in der Zeit der späten römischen Republik. Dieser lässt in seinem
Dialog „De Oratore“ (entstanden um 55 v. Chr.) einen Hauptunterredner des
Gesprächs über den idealen Redner folgende Frage stellen: „Warum können
wir deshalb nicht auch im bürgerlichen Recht – zumal uns die Prozesse, die Ge-
schäfte und das Forum sehr in Anspruch nehmen – wenigstens dafür zur Ge-
nĂĽge ausgerĂĽstet sein, daĂź wir nicht in der eigenen Heimat wie Fremdlinge und
Ankömmlinge wirken?“ Das Bonmot vom Fremden in der eigenen Heimat, von
Cicero mit der Kenntnis des bĂĽrgerlichen Rechtes und der Gesetze der alten
Zeit in Verbindung gebracht, stellt Erzherzog Johann in den neuen Kontext des
Wissens um die eigene Geschichte.
Aus den anderen, in den Statuten aufgezählten Fächern spricht der Praktiker
Erzherzog Johann, der vor dem Hintergrund der beginnenden industriellen Re-
volution gerade diejenigen Disziplinen an seinem Institut verankerte, die fĂĽr
die Bewältigung dieser Zeit notwendig, aber bis dahin im Bildungskanon der
innerösterreichischen Lehranstalten nicht berücksichtigt waren.
Nach seiner GrĂĽndung zeigt sich eine klare und einheitliche Entwicklungslinie
des Instituts als Lehranstalt mit technischen und naturwissenschaftlichen
Unterrichtsfächern. Der Weg führte vom Ausbau dieser Lehranstalt (1827 –
1847) über das regionale Polytechnikum und die ständisch-technische Hoch-
schule (1848 – 1866) zur staatlichen technischen Hochschule (1874) und zur
endgültigen und räumlichen Trennung von musealem Bereich und technischer
Hochschule durch ihre innerstädtische Übersiedelung in die Rechbauerstraße
(1888). Gliederung des
Entwicklungsverlaufs
back to the
book Tesla Nikola(us) und die Technik in Graz"
Tesla Nikola(us) und die Technik in Graz
- Title
- Tesla Nikola(us) und die Technik in Graz
- Authors
- Uwe Schichler
- Josef W. Wohinz
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-629-1
- Size
- 20.0 x 25.0 cm
- Pages
- 124
- Category
- Technik
Table of contents
- Vorwort der Herausgeber 8
- Nikola(us) Tesla und die Technik in Graz von Josef W. Wohinz 11
- Die Technik in Graz: Aus Tradition fĂĽr Innovation 12
- Nikola Tesla: Meilensteine im Lebenslauf 14
- Nikola Tesla: Student an der Technik in Graz 20
- Nikola Tesla: Doktor der technischen Wissenschaften ehrenhalber 28
- Menschen prägen die Technik-Entwicklung 37
- Literaturhinweise 38
- Nikola(us) Tesla – Visionär und Inventor Beiträge zur Wissenschafts- und Industrieentwicklung 41
- Entwicklung der Elektrotechnik von 1850 -1950 42
- Das Problem mit dem Kommutator 43
- Das rotierende magnetische Feld: Mehrphasiges Wechselstromsystem 43
- Das Kraftwerk an den Niagarafällen: Gleichstrom oder Wechselstrom? 44
- Hochfrequenz, der Tesla-Transformator und der Wardenclyffe-Turm 54
- Ferngesteuerte Schiffe und Roboter 62
- Das Hotelzimmer 3327 in New York 64
- Teslas Innovationen – Sichtbar im 21. Jahrhundert 65
- Literaturhinweise 65
- Stete Entwicklung, unaufhörliches Fortschreiten ist das Ziel… Stationen der Entwicklung des Universalmuseums Joanneum 67
- Die Motive zur GrĂĽndung und ihre musealgeschichtliche Einordnung 70
- Der ursprĂĽngliche Umfang 72
- Gliederung des Entwicklungsverlaufs 73
- Das Joanneum der älteren Zeit (1811 bis 1887) 75
- Das Joanneum von 1888 bis 2002 82
- Die Landes- bzw. Universalmuseum Joanneum GmbH – Aufbruch in die Zukunft 87
- Literaturhinweise 90
- Die Architektur des Hochspannungslabors – Ein hochspannendes Baudenkmal der Technik 91
- Konstruktionsprinzip 94
- Aufgaben und PrĂĽfeinrichtungen 97
- Nachsatz 98
- Literaturhinweise 98
- „ Der Stolz unserer Zeit ist die Technik“ (Peter Rosegger) Aspekte zu einer Technikgeschichte von Graz im 19. Jahrhundert 99
- Literaturhinweise 118
- Verzeichnis der Autoren 120