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Anwendungen auf homogene Systeme 45
von der na¨mlichen Temperatur, und antizipiert damit nur das Resultat, das
sich aus dem Grenzu¨bergang von einer endlichen kleinen zu einer unendlich
kleinen Temperaturdifferenz beider Ko¨rper ergibt.
Auch hier sind nicht nur isotherme Vorga¨nge, sondern auch solche
von variabler Temperatur mit einbegriffen. Fu¨r letztere kommt man freilich
mit einem einzigen Wa¨rmebeha¨lter von konstanter Temperatur nicht aus,
sondern man bedarf entweder eines Ko¨rpers von willku¨rlich vera¨nderlicher
Temperatur, also etwa eines Gases, das man durch zweckma¨ßige Kompression
oder Ausdehnung beliebig erwa¨rmt oder abku¨hlt, oder man verwendet
eine hinreichend große Zahl von Wa¨rmebeha¨ltern verschiedener bestimmter
Temperaturen und setzt in jedem Augenblick gerade denjenigen in Funktion,
welcher der gleichzeitigen Temperatur des Systems mo¨glichst nahe liegt.
§ 73. Die hohe Bedeutung dieser Betrachtungsweise besteht darin,
daß man jeden
”
unendlich langsamen“ Prozeß auch in entgegengesetzter
Richtung ausgefu¨hrt denken kann. Besteht na¨mlich ein Prozeß bis auf
minimale Abweichungen aus lauter Gleichgewichtszusta¨nden, so genu¨gt
offenbar immer eine ebenso minimale passend angebrachte A¨nderung, um
ihn in entgegengesetzter Richtung ablaufen zu lassen, und diese minimale
A¨nderung kann durch einen Grenzu¨bergang ebenso ganz zum Verschwinden
gebracht werden. Denn ein bestimmtes Resultat entha¨lt immer auch einen
ganz bestimmten Fehler, und wenn dieser Fehler kleiner ist als jede noch
so klein angenommene Gro¨ße, so ist er notwendig gleich Null.
§ 74. Wir gehen nun u¨ber zur Anwendung des ersten Hauptsatzes auf
einen solchen aus lauter Gleichgewichtszusta¨nden zusammengesetzten und
daher umkehrbaren Prozeß. Derselbe la¨ßt sich in einfacher Weise graphisch
versinnlichen dadurch, daß die Reihe der nacheinander durchlaufenen
Gleichgewichtszusta¨nde des Systems als Kurve in eine Koordinatenebene
eingetragen wird, auf deren Achsen die Werte der unabha¨ngigen Variabeln
gemessen werden. Wir wollen als unabha¨ngige Variable zuna¨chst das
Volumen V (Abszissenachse) und den Druck p (Ordinatenachse) anwenden.
Dann entspricht jedem Punkt der Ebene ein bestimmter Zustand der von
bestimmter Natur und Masse angenommenen Substanz, und jeder Kurve
eine bestimmte Reihe von stetig aufeinanderfolgenden Zustandsa¨nderungen
derselben. Denken wir uns also einen umkehrbaren Prozeß, der die Substanz
aus einem Zustand 1 in einen Zustand 2 bringt, so wird er durch eine
Kurve α bezeichnet, die vom Punkt 1 zum Punkt 2 geht (Fig. 2). Dann
ist nach Gleichung (17) die Zunahme der Energie der Substanz:
U2−U1 =A+Q,
wobei A die gesamte aufgewendete a¨ußere Arbeit, Q die im ganzen von
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Vorlesungen über Thermodynamik
- Title
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Author
- Max Planck
- Publisher
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Location
- Berlin und Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Pages
- 284
- Keywords
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Categories
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Table of contents
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253