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Zipper und sein Vater
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7Kapitel Nach dem Abitur – Zipper hatte es wegen der alphabetischen Reihenfolge erst am letzten Tag abgelegt – hielt der alte Zipper seinem Sohn eine kleine Privatrede: »Ich selbst habe nie studiert, wie du weißt. Ich bin dennoch ein Mann geworden. Ich hätte aber studiert, wenn nicht die ungünstigen Umstände mich daran gehindert hätten. Ich kann dir nicht so viel geben, daß du wie ein reicher junger Mann lebst. Aber zu essen wirst du haben, und studieren kannst du, was dir gefällt. Ich rate dir, Jura zu studieren. Mach auf jeden Fall den Doktor. Ich selbst gebe nichts auf Titel und äußere Ehren. Aber die Welt ist noch nicht so fortgeschritten.« Arnold Zipper wurde also Jurist. Ich studierte Philosophie. Aber wir kamen immer noch einige Male in der Woche zusammen. Wie bisher aß ich oft bei den Zippers. Des Alten Sympathie blieb mir gesichert. Nichts ereignete sich im Hause Zipper, was ich nicht einen Tag später erfahren hätte. Eines Sonntags, es war ein heißer Sommertag, wurde der Thronfolger in Sarajevo erschossen. Die Frau Zipper war untröstlich. Man hätte glauben können, ihr Bruder sei erschossen worden. Herr Zipper dagegen hatte hier eine glänzende Gelegenheit, seine rebellische Gesinnung zu beweisen. Während seine Frau, das Taschentuch vor einem Auge, das Lorgnon vor dem andern, in der Zeitung die Details las, sagte Zipper: »Man soll von den Toten nur Gutes sprechen. Der Thronfolger war ein Hund. Aber vielleicht wäre er gar nicht so böse gewesen ohne seine Frau. Vor zwei Jahren bestellt sie bei Weinhorn einen Anzug auf Maß für ihren jüngeren Sohn. Der Zuschneider selbst fährt hinaus, einmal, zweimal, zehnmal. Dann ist der Anzug fertig, der Zuschneider bringt ihn persönlich, da sagt die Sophie: ›Sie müssen ihn zurücknehmen, ich kann Ihnen nicht helfen, ich habe ausdrücklich kurze Hosen bestellt, ich hasse die langen Hosen bei Kindern!‹ Und nichts! Nicht einen roten Kreuzer Trinkgeld! So sind diese Leute! Die Serben müssen ersticken im eigenen Fett. Die ungarischen Magnaten haben Angst, ihre Schweine werden billiger werden. Alles zusammen ein Gesindel! Als ich bei den Vierundachtzigern war, kam er einmal zu den Manövern. Ein Hund! Die Bosheit strahlte ihm aus den Augen!« 28
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Zipper und sein Vater
Title
Zipper und sein Vater
Author
Joseph Roth
Date
1928
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
112
Keywords
Roman, Geschichte, Ă–sterreich, Wien
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Kapitel 1 5
  2. Kapitel 2 8
  3. Kapitel 3 13
  4. Kapitel 4 18
  5. Kapitel 5 22
  6. Kapitel 6 25
  7. Kapitel 7 28
  8. Kapitel 8 36
  9. Kapitel 9 42
  10. Kapitel 10 45
  11. Kapitel 11 54
  12. Kapitel 12 62
  13. Kapitel 13 68
  14. Kapitel 14 74
  15. Kapitel 15 77
  16. Kapitel 16 83
  17. Kapitel 17 88
  18. Kapitel 18 94
  19. Kapitel 19 97
  20. Kapitel 20 101
  21. Kapitel 21 104
  22. Brief des Autors an Arnold Zipper 110
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