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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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Seite - 25 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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Einleitung Jüdische Lebenserinnerungen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (sDaP) und leitete zwischen 1925 und 1934 das Frauenreferat der Wiener Arbeiterkammer. Linke Intellektuelle wie sie erlebten die Umwälzungen im Gefolge des Ersten Weltkriegs, die die sDaP in Österreich vorüber- gehend und in Wien bis 1934 an die Macht brachten, als positiv. Aber es gab auch bürgerliche Liberale, die die Republik begrüßten. Sonia Wach- stein schreibt, ihr Vater, der aus Galizien stammende jüdische Historiker Bernhard Wachstein, „Wenn auch in mancher Hinsicht konservativ, war überzeugter Republi- kaner und bekannte sich zu den Idealen der Aufklärung. Einmal [zur Zeit der Mon- archie] sagte er während des Mittagessens zu meiner Mutter : ,Wenn sie meinen Kopf öffnen und meine Gedanken lesen könnten, würden sie mich einsperren.‘“ Marsha Rozenblit hingegen weist auf Probleme hin, die der Zerfall der Habsbur- ger Monarchie für das Selbstverständnis der jüdischen Bevölkerung Österreichs mit sich brachte. Die assimilierten Juden Cisleithaniens haben, wie sie ausführt, zur Zeit der Monarchie eine dreifache Identität besessen : Sie waren politisch Österreicher, kulturell Deutsche, Tschechen, Polen usw. und ethnisch Juden. Diese Identität sei durch die Gründung der Republik Österreich, die sich als deutscher Nationalstaat definierte, ins Wanken gekommen. Als nach dem Tod Kaiser Franz Josephs die Presse- zensur entschärft wurde, gab dies dem Antisemitismus enormen Auftrieb. Zu Recht haben die Juden zu den treuesten Anhängern der Monarchie gehört und Kaiser Franz Joseph nachgetrauert, der sie emanzipiert und beschützt hatte. Doch Kaiser Karl I. war weder so beliebt noch wurde er so verehrt wie sein Vorgän- ger Franz Joseph. Wie die Autobiografien der im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts Geborenen zeigen, fanden sich die jüdischen WienerInnen rasch mit dem Untergang der Monarchie ab und entwickelten in der Zwischenkriegszeit eine Identität als poli- tische Österreicher, kulturelle Wiener und ethnische Juden. Außerdem brachte der Fall der Monarchie den ersehnten Frieden. Stella Klein-Löw, deren großbürgerliche Familie im Ersten Weltkrieg ihr gesamtes Vermögen verloren hatte, beschreibt diese Haltung : „Wir stellten uns innerlich und äußerlich um, lebten von der Hand in den Mund und waren der Republik für den Frieden dankbar.“ Minna Lachs (geb. 1907) Vgl. Eleonore Lappin, „Käthe Leichter – the Making of a Jewish Intellectual, Socialist, and Fighter for the Rights of Working Women“, in : Marina Calloni, Mauro Hametz, Andrea Petö, Judit Szapor, Jewish Intellectual Women in Europe : Gendering History, Politics and Culture (in Vorbereitung). Sonia Wachstein, Hagenberggasse 49. Erinnerungen an eine Wiener jüdische Kindheit und Jugend (=Au- genzeugen berichten, Bd. 6), Wien 1996, S. 1. Marsha Rozenblit, „From Habsburg Jews to Austrian Jews : The Jews of Vienna, 1918–1938“, in : Eleo- nore Lappin (Hg.), Jüdische Gemeinden. Kontinuitäten und Brüche, Berlin, Wien 2002, S. 105–130, S. 110. Stella Klein-Löw, Erinnerungen. Erlebtes und Gedachtes, Wien, München 1980, S. 34.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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