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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Seite - 73 -
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Seite - 73 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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Generationenkonflikte Die Einwanderung österreichischer Jüdinnen und Juden nach Palästina sowie jene von Jüdinnen und Juden aus Osteuropa über Wien sind eng mit der Geschichte des Wiener Palästina-Amtes verbunden. Dieses wurde Ende 1918, nach dem Zusammen- bruch der Donaumonarchie, gegründet – als erste Einrichtung dieser Art in Europa. Es diente als eine Art Visumsstelle sowie als inoffizielle Gesandtschaft des jüdischen Palästina und sollte alle zionistischen Parteien repräsentieren. Unmittelbarer Anlass für seine Gründung war die Notlage vieler von der Front nach Wien zurückströmen- der jüdischer Soldaten sowie die der jüdischen Kriegsflüchtlinge aus den östlichen Gebieten der ehemaligen Monarchie. Dass Wien in dieser Periode zu einer Drehscheibe für die Transitwanderung nach Palästina wurde, hatte vor allem mit der geografischen Lage der Stadt zu tun : Lange Zeit wurde der Personen- und Güterverkehr zwischen Europa und Palästina nahezu ausschließlich über den Hafen Triest abgewickelt, und der Weg dorthin führte über Wien. Während der Zeit der Militärverwaltung in Palästina blieb jede Neueinwanderung verboten. Das bedeutete, dass sich das Palästina-Amt bis 1920 auf die Registrierung auswanderungswilliger Kandidatinnen und Kandidaten beschränkten musste. Bis Ende September 1920 hatten sich bereits 15.000 Personen angemeldet. Die Hälfte von ihnen gab in den Fragebögen an, sich im Zielland der Landwirtschaft zuwenden zu wollen ; 90 Prozent der Antragstellerinnen und Antragsteller bezeichneten sich als unbemittelt. Aufgrund der allgemeinen Notlage unmittelbar nach Ende des Ersten Weltkriegs suchten auch Nichtjüdinnen und Juden – allerdings ohne Erfolg – beim Palästina- Amt um Auswanderung nach Palästina an. Zum Teil waren sie sogar bereit, dafür zum jüdischen Glauben überzutreten. 1920 wurde in Palästina eine Zivilverwaltung unter dem ersten „High Commissioner“ (Hochkommissar), Sir Herbert Samuel, eingerich- tet, im selben Jahr in London auf einem weltweiten Zionistenkongress die Gründung einer Einwanderungszentrale in Palästina beschlossen. Das Land stand nun grund- sätzlich für die Neueinwanderung offen. In der Praxis blieb die Zulassung jedoch sehr beschränkt, da die britische Mandatsbehörde die Anzahl der halbjährlich bewilligten Einwanderungszertifikate von der jeweiligen ökonomischen Aufnahmekapazität des Landes, später auch von der politischen Situation im Land abhängig machte. Die von den Briten in sogenannten „Halbjahres-Schedules“ bewilligten Zertifikate wurden von der erwähnten Einwanderungsabteilung der „Zionistischen Weltorganisa- tion“ an die einzelnen Länder verteilt, wo wiederum die lokalen Palästina-Ämter für die Joanna Nittenberg (Hg.), Flucht in die Freiheit. Österreichische Juden in Palästina und Israel, Wien 2006, S. 131.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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