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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Seite - 167 -
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Martin Bubers Weg zum Chassidismus 1 Buber den Chassidismus mit anderen mystischen Überlieferungen, besonders denen der mittelalterlichen Kirche und verschiedener orientalischer Religionen, die bei der Neo-Romantik hoch im Kurs standen, auf gleiche Stufe.“ So gehörte Buber zu jenem Kreis von Intellektuellen, die wie Hermann Struck, Arnold Zweig oder Isidor Kaufmann in ihren Werken dazu beitrugen, das Ostjuden- tum als einen Hort des „authentischen Judentums“ darzustellen. Auch bei seiner kurz danach erschienenen Legende des Baalschem benutzte Buber die gleiche Arbeitsweise : „Auch hier hatte ich […] zu übersetzen begonnen. Auch hier widerfuhr mir die Ent- täuschung. Die vorgefundenen Geschichten waren zumeist roh und plump aufge- zeichnet ; sie wurden in der Übertragung nicht geflügelter. So kam ich auch hier zum eignen Erzählen und wachsender Selbständigkeit, aber je größer die Selbständigkeit wurde, um so tiefer erlebte ich die Treue.“ Die berechtigte Kritik an Bubers Darstellung des Chassidismus, die bereits durch Rivka Schatz-Uffenheimer und Gershom Scholem noch zu Bubers Lebzeiten erfolgt ist, sollte jedoch nicht die kulturgeschichtliche Bedeutung von Bubers Arbeiten schmälern. Als Karl-Erich Grözinger vor einigen Jahren die erste deutsche Übersetzung der he- bräischen und jiddischen Fassung der „Schivche Ha-Bescht“ (Lobpreisungen des Ba’al Schem Tov, die hebräische Version erschien Kopust 1814 und die kürzere jiddische Version Korez 1815) vorlegte, schrieb er in der Einleitung : „Der Kenner von Martin Bubers Erzählungen der Chassidim oder gar von Bubers Legende des Ba’al Schem wird, wenn er die hier vorgelegten Geschichten liest, kaum glauben, dass Buber die- selben Quellen […] für seine Sammlung benutzte [… ]. Der Vergleich der ursprüng- lichen Erzählungen mit Bubers Auswahl, Übertragung, Kürzung und Neudeutung lässt wie kaum sonst Bubers Interesse am Hasidismus und dessen Verflechtung mit Bubers eigener Situation und philosophischer Entwicklung erkennen.“ Paul Mendes-Flohr, Nachwort zur Neuausgabe der „Geschichten des Rabbi Nachman“, Gütersloh 1999, S. 149–150. Buber, Mein Weg, S. 22. Siehe : Klaus S. Davidowicz, Gershom Scholem und Martin Buber – Die Geschichte eines Mißverständnisses, Neukirchen, Vluyn 1995 ; Karl-Erich Grözinger, „Gershom Scholems Darstellung des Hasidismus und seine Auseinandersetzung mit Martin Buber“, FJB 12 (1984), S. 105–127 ; Karl-Erich Grözinger, „The Buber-Scholem Controversy about hasidic Tale and Hasidism – Is there a solution ?“, in : Joseph Dan, Peter Schäfer (eds.), Gershom Scholem‘s Major Trends in Jewish Mysticism 50 Years after, Tübingen 1993, S. 327–336 ; Rivka Schatz-Uffenheimer, „Die Stellung des Menschen zu Gott und Welt in Bubers Darstel- lung des Chassidismus“, in : Martin Buber, hg. von Paul Arthur Schilpp und Maurice Friedman, Stuttgart 1963, S. 275–302 ; Gershom Scholem, „Martin Bubers Deutung des Chassidismus“, in : Neue Zürcher Zeitung 135 (19.5.1962) und 142 (26.5.1962), jetzt in : ders., Judaica 1, Frankfurt am Main 1963. Die Geschichten vom Ba‘al Schem Tov (deutsch, jiddisch, hebräisch), hg. und übersetzt von Karl-Erich Grözinger, 2 Bde., Wiesbaden 1997, S. XiV–XV.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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