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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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1 0 Armin Eidherr santerweise auf so etwas wie das „gesunde Volksempfinden“ : „Es ist jene Zeit noch nicht sehr lange her, als unser Volk instinktiv fühlte, dass vom Westen – eigentlich ur- sprünglich von Deutschland, der Wiege der Haskala und Assimilation – jener fremde Satansgeist kommt, der nichts Gutes bringt, ein Feind des Friedens und der Idylle ist, der Tradition und Ganzheit.“ Scharf wendet er sich etwa auch gegen die meist aus dem „Geist der Haskala“ heraus entstandenen hebräischen und deutschen (auch polnischen, russischen usf.) Schulen für jüdische Kinder. Vergleicht man das mit Cynthia Ozicks Position, lassen sich, neben vor allem durch historische Kontexte bedingten Unterschieden, zahlreiche Übereinstimmungen in der Kritik an den zeitgenössischen jüdischen Gegebenheiten feststellen : Sie richtet sich in „Towards a New Yiddish“ gegen einen „Götzendienst“, der in der jüdischen Assimi- lation ebenso wie in moderner jüdischer Literatur seinen Ausdruck findet, wo einem „aesthetic paganism“ anstatt tatsächlichen jüdischen Werten gehuldigt werde : „Jew- ish memory can battle this idolatrous art form because being Jewish is part of one’s covenatal and liturgical past. This liturgy includes not simply laws, but Jewish prayer and Jewish aggadic (folk stories) parables filled with moral messages and meanings. Ozick pleads with Jewish writers to leave the nebulous American art forms and use their deep-rooted history and liturgy to create real masterworks.“ Vor diesem Hin- tergrund ist der Satz „When a Jew becomes a secular person he is no longer a Jew“ zu verstehen : Er werde zu einem Neutrum, und im Hinblick auf die nichtjüdische Kultur zu einem „envious ape“ [das ist genau im Sinne des ,parodje‘-Begriffs Silburgs zu verstehen – siehe Fußnote 40 : Neben ,Parodie‘ meint er ,Nachäfferischkeit‘ !]. Dazu zählt sie Schriftsteller wie Heinrich Heine, Marcel Proust, Franz Kafka, Nor- man Mailer, Allen Ginsberg, George Steiner oder Philip Roth – also Leute, die, wie auch Silburgs „Gegner“, gemeinhin zum Teil als „Typische“ Vertreter einer „jüdischen Kultur“ gelten, denen sie jedoch Götzendienerei im Allgemeinen und etwa universa- listische Ansprüche oder jüdischen Antisemitismus im Speziellen vorwirft. Silburg erachtet die „goleß-farnejnung“ , also „Galuth-Verneinung, Negierung bzw. Ablehnung der Diaspora“ als besonders fatal. Er definiert sie folgendermaßen : Ebd., Silburg sieht also in der Haskala den Ursprung aller Übel – auch in der Wirkung auf seine Zeit. Ebd., S. 6. Ozick, “Towards a New Yiddish”, in : dies., Art and Ardor, S. 151–177, S. 163. Nomi Sturm, „Jewish Culture or Jewish Kitsch“, in : Notebook, Issue 2, Toronto 2006, S. 28–37, S. 30. Ozick, “Towards a New Yiddish”, in : dies., Art and Ardor, S. 151–177, S. 169. Zilburg, „Vos ikh … (b)“, S. 5. In diesem Zusammenhang wird Achad Haam übrigens, obwohl man ihn für einen „Gegner“ erachten könnte, von Silburg positiv bewertet, da er sich produktiv zur „goleß- farnejnung“ verhalte. (Auch bei Ozick gibt es in der Reihe der kritisierten Zeitgenossen eine „große Aus- nahme“, Saul Bellow nämlich, wobei gleichfalls nicht ganz klar wird, weshalb er diesen Status zuerkannt bekommt.)
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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