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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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„Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ der Front zu ersetzen, wurden sie nun, entsprechend ihrer Funktion als „Reservearmee“, als Erste wieder entlassen. Zunehmend stellten rechte Organisationen, unter ihnen auch eine kuriose Bewegung der „Männerrechtler“, in der sich Männer aller Konfessionen be- fanden, die Errungenschaften der Frauenbewegung wieder infrage. Zugleich zeigt der 1923 stattgefundene Weltkongress jüdischer Frauen, an dem über zweihundert Frauen aus neunzehn Ländern teilnahmen, dass Wien eine wichtige Station auf dem Weg zur länderübergreifenden Organisation jüdischer Frauen war. Und dies zu einem Zeitpunkt, an dem der österreichische Antisemitismus einen weiteren Höhepunkt erreichte. Im Jänner dieses Jahres hatte der „Völkisch-antisemitische Kampfausschuß“, dem u. a. der Antisemitenbund, der „Alldeutsche Verband“, der „Deutsche Turnerbund“ und die Na- tionalsozialistInnen angehörten, zu einer antisemitischen Versammlung beim Wiener Rathaus und einer anschließenden Demonstration am Ring aufgerufen, an der zwi- schen 50.000 und 120.000 Personen teilnahmen. Und bei einer von ZionistInnen organisierten Kundgebung im Wiener Rathaus im März 1923, in der gegen die Juden- hetze der Regierung und die antisemitischen Gewalttaten protestiert wurde, mussten die VersammlungsteilnehmerInnen das Rathaus im Schutz von 3.000 Polizisten durch den Hinterausgang verlassen, weil sich auf dem Rathausplatz Tausende mit Knüppeln und Totschlägern bewaffnete AntisemitInnen versammelt hatten. Aufgrund antisemitischer Ausschreitungen war bis zum letzten Moment unklar, ob die Tagung in Wien tatsächlich stattfinden konnte, und Rebekkah Kohut (1864–1951), die amerikanische Präsidentin der Konferenz, erzählte in einem Interview mit der Neuen Freien Presse, dass sie sich aufgrund der Zeitungsberichte bei ihrer Ankunft ge- fürchtet habe, allein vom Bahnhof in ihr Hotel zu gehen. Die aus Ungarn stammende Rebekkah Kohut war eine der leitenden Repräsentantinnen des „National Council of Jewish Women“, das 1893 im Rahmen des „Jewish Women’s Congress“ auf der Welt- ausstellung in Chicago gegründet worden war. Viele der dort engagierten Frauen waren Einwanderinnen aus Europa, die während und nach dem Ersten Weltkrieg die jüdi- schen Gemeinden in Europa unterstützten. 9 Für österreichische Teilnehmerinnen an Elisabeth Malleier, „Der ,Bund für Männerrechte‘ – die Bewegung der ,Männerrechtler‘ im Wien der Zwischenkriegszeit“, in : Wiener Geschichtsblätter. Verein für Geschichte der Stadt Wien (Hg.), Jg. 58, Heft 3, Wien 1998, S. 208–233. Albert Lichtblau, Antisemitismus – Rahmenbedingungen und Wirkungen auf das Zusammenleben von Juden und Nichtjuden, in : Handbuch des politischen Systems Österreichs. Erste Republik 1918–1933, Emmerich Talós, Herbert Dachs, Ernst Hanisch, Anton Staudinger (Hg.), Wien 1995, S. 454–471, S. 455. Ebd., S. 469. Die Veranstaltung einer Weltkonferenz jüdischer Frauen war bereits 1914 auf einer icW-Tagung in Rom diskutiert worden. Ausführlich zur Vorgeschichte der Konferenz, zu den Aktivitäten des ncJW in Europa und zu Kohuts Eindrücken vom Kongress siehe : Malleier, Forschungsbericht 201, S. 160ff.; einen Über-
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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