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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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1 Klaus Hödl war und der Anteil der Juden je nach kulturellem Bereich schwankte“, schreibt Steven Beller, „scheinen sie doch innerhalb der Elite als solche die große Mehrheit gestellt und in einzelnen Gruppen sogar eine überwältigende Dominanz ausgeübt zu haben.“ Trotz der großen Beteiligung von Juden an der Gestaltung der Moderne in Wien wies die Habsburgermetropole nur wenige jüdische Künstler auf. Die Maler der neuen Zeit, die sich im ausgehenden neunzehnten Jahrhundert mit der Secession einen architektonisch bemerkenswerten und insbesondere symbolisch wichtigen Ent- faltungsraum gaben, wurden vor allem von Gustav Klimt, Oskar Kokoschka und Egon Schiele repräsentiert. Jüdische Künstler blieben der Gruppe weitgehend fern. Das heißt nicht, dass es sie nicht gegeben hätte. Sie waren aber eher einem traditio- nellen Stil verhaftet, wie beispielsweise das Akademie-Mitglied Isidor Kaufmann. Er war gleich Defregger ein Genremaler ; nur stellte er keine bäuerlichen Szenen in einer Gebirgslandschaft dar, sondern skizzierte Szenen aus dem traditionellen Judentum oder dem Shtetlleben Osteuropas. Kaufmanns Bilder schienen für die Feier des Leopoldstädter Frauen-Wohltätig- keitsvereins nicht geeignet gewesen zu sein. Bäuerliche Folklore und Bodenständig- keit wurden seinen Motiven vorgezogen. Daraus darf nicht geschlossen werden, dass seine Werke von Wiener Juden nicht geschätzt wurden. Sie fanden vor allem im bür- gerlichen Milieu, aus dem sich die Mitglieder des Frauenvereins rekrutierten, große Resonanz. Das hatte u. a. damit zu tun, dass Kaufmann eine Welt darstellte, die für einen Teil der Wiener Judenschaft zu seiner eigenen Vergangenheit gehörte, der man mit Wehmut gedachte. 9 Kaufmann hatte damit eine identitätsstiftende Funktion inne, die auch von anderen zeitgenössischen jüdischen Malern wie Solomon J. Solo- mon, Jozef Israels, Maurycy Gottlieb u. a. wahrgenommen wurde. 0 Ebd., S. 22–41. Siehe auch Bellers Beitrag in diesem Band. Carl E. Schorske, Fin-De-Siècle Vienna. Politics and Culture, 5. Aufl., New York 1981, S. 214. Beller, Wien und die Juden, S. 34–35. Zu Isidor Kaufmann und dem Kontext seiner Malerei siehe Bernhard Purin, „Isidor Kaufmanns kleine Welt. Die ,Gute Stube‘ im Wiener Jüdischen Museum“, in : Tobias Natter (Hg.), Isidor Kaufmann 1853– 1921, Wien 1995, S 128–145. Die Offenheit der Wiener Juden für die vergangene Tradition und zunehmend auch für die orthodoxe osteuropäische Welt fand nicht zuletzt in der Resonanz, die das Wiener jüdische Museum unter ihnen fand, seinen Ausdruck. Kaufmann selbst war für seine wichtigste Installation, die Sabbathstube, ver- antwortlich. Er brachte damit den Museumsbesuchern eine (religiöse) Lebensform nahe, die ihnen zu- nehmend fremd wurde, aber für die sie sich empfänglich zeigten. Und genau diese Welt bildete auch das Sujet von Kaufmanns Bildern. Siehe Klaus Hödl, Wiener Juden – jüdische Wiener. Identität, Gedächtnis und Performanz im 19. Jahrhundert, Innsbruck 2006, S. 91–111. 0 Susan Tumarkin Goodman, “Reshaping Jewish Identity in Art”, in : Susan Tumarkin Goodman (Hg.), The Emergence of Jewish Artists in Nineteenth-Century Europe, New York 2001, S. 15–29.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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