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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Seite - 94 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I

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94 »Anschluss« und die Kärntner Slowenen verwendet. Verwendet wurden nur mehr die Namen der sieben Länder, die jeweils die Bezeichnung Reichsgau erhielten und unmittelbar Hitler und den Zentralbe- hörden in Berlin unterstellt wurden. Kärnten/Koroška wurde auf diese Weise mit dem angeschlossenen Ostti- rol zum Gau Kärnten. Am 12. und 13. März wurde auch die erste nationalsozialistische Kärntner Landesregie- rung unter dem Vorsitz von Vladimir von Pawlowski gebildet, der auch der Generalsekretär des KHB, Alois Maier-Kaibitsch, angehörte. Doch eine bedeuten- dere Rolle als der Vorsitzende der Landesregierung spielte der Gauleiter der NSDAP, der spezielle nati- onal-politische Aufgaben, vor allem in den besetzten Gebieten der Gorenjska (Oberkrain), der →  Mežiška dolina (des Mießtales) mit dem Gebiet von Dravograd (Unterdrauburg) und Jezersko (Seetal) (»Besetzte Ge- biete Kärntens und der Krain«), die Kärnten/Koroška angegliedert waren, zu erfüllen hatte und somit unmit- telbar Hitler unterstellt war. Der erste Gauleiter von Kärnten war der Kärntner Hubert Klausner. Nach seinem Tod übernahm diese Aufgabe Friedrich Rai- ner, der sie bis zum 7. Mai 1945 innehatte, als er sein Amt den Vertretern der neu gebildeten provisorischen Kärntner Landesregierung, die sich aus den Vertretern der ehemaligen österreichischen Parteien zusammen- setzte, übergab. Die ehemaligen politischen Bezirke wurden in »Landkreise« umbenannt. Im zweisprachi- gen südlichen Teil Kärntens waren dies →  Völker- markt/Velikovec, →  Klagenfurt/Celovec, →  Villach/ Beljak und →  Hermagor/Šmohor. Klagenfurt/Celovec war mit seinen umliegenden Gemeinden St.  Martin/ Šmartin, St.  Peter/Šentpeter, St.  Ruprecht/Šentrupert und Annabichl/Trna vas ein eigener Stadtkreis. Mit dem Anschluss setzte sich sowohl in Österreich und ganz besonders in Kärnten/Koroška das nationalso- zialistische System, dem schon Jahre vorher die hei- mischen Nationalsozialisten den Weg geebnet hatten, durch. Schon bald nach dem Anschluss verhafteten die Nationalsozialisten auf dem Territorium des ehe- maligen Österreich ca. 20.000 Personen, von denen sie annahmen, dass sie in Opposition zum Regime treten könnten, und lösten alle politischen und öffentlichen Vereine auf. Oppositionelle Zeitungen wurden einge- stellt. Die Arbeitervereine wurden in die Deutsche Ar- beitsfront (DAF) eingegliedert. Alle öffentlichen Stel- len wurden von Nazigegnern gesäubert. Die NSDAP übernahm die volle Kontrolle über das öffentliche Le- ben. Am 20. Juni 1938 führte das NS-Regime auf dem Territorium des ehemaligen Österreich die deutschen Bestimmungen über Hoch- und Landesverrat ein, po- litische Auflehnung wurde zu einem strafbaren Verge- hen erklärt. Mit Ausbruch des Krieges erweiterte die Regierung den Rahmen dieser Gesetze und erließ neue Verordnungen, die neue politische Vergehen definierten und mit schweren Strafen belegten. Diese Vergehen reichten vom Abhören ausländischer Rundfunksender über den verbotenen Umgang mit Kriegsgefangenen bis zur Wehrkraftzersetzung. Neben den regulären Landesgerichten wurden spezielle politische Sonder- gerichte eingeführt. Die schwersten Fälle der illegalen Betätigung behandelte der sogenannte »Volksgerichts- hof« mit dem Sitz in Berlin, der seine Senate in ver- schiedene Gebiete des Reiches, auch nach Wien, Graz und Klagenfurt schickte. Im November 1939 wurden bei den Landesgerichten eigene Gerichte ins Leben gerufen, die sich mit »kleineren« politischen Angele- genheiten zu befassen hatten. Aufgrund dieser festen organisatorischen und ideo- logischen Verankerung der Nazis im Land erklärt sich auch der Umstand, dass Kärnten/Koroška den »An- schluss« als erstes Bundesland organisatorisch und rechtlich durchgeführt hatte. Vom allgemeinen gesell- schaftlichen Ambiente und den wichtigsten antislowe- nischen Akteuren änderte sich somit für die Slowenen im Land mit dem »Anschluss« wenig. Slowenen und »Anschluss«. Für die slowenische Volksgruppe war so von allem Anfang an die Bedro- hung klar. Um sich nicht weiterem Terror auszusetzen, rieten die slowenischen Organisationen bei der Volks- abstimmung am 10. April 1938 für den »Anschluss« zu stimmen, was in der Folge in der Tat dazu führte, dass unmittelbare Strafaktionen aus diesem Grund nicht stattfanden. Zudem wurden auf Geheiß von Berlin vor den Tagen der Abstimmung einige für die Slowenen scheinbar beruhigende Aussagen getroffen, so auch von Maier-Kaibitsch. Doch schon am ersten Tag der Besetzung Öster- reichs am 12. März 1938 verhafteten die Nationalso- zialisten einige Minderheitenvertreter. Der ehema- lige slowenische Landtagsabgeordnete Pfarrer Vinko →  Poljanec starb bald nach seiner Freilassung an den Folgen des Gefängnisaufenthaltes. Die neuen NS- Machthaber gliederten den Kärntner Heimatbund (→  Deutschnationale Vereine) sofort in ihren Appa- rat ein und begannen mit den Vorbereitungen für eine radikale Lösung der Kärntner Frage zum Vorteil des Deutschtums durch die Vertreibung und die schnelle →  Germanisierung der slowenischen →  Volksgruppe.
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
1: A – I
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
542
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
  2. Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
  3. Geleitwort von Johannes Koder 9
  4. Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
  5. Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
  6. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
  7. Verzeichnis der Siglen 40
  8. Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
  9. Editoriale Hinweise 51
  10. Lemmata Band 1 A – I 55
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