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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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150 Bibel dom.it mähren«). Method war 2 ½ Jahre in Salzburger Klosterhaft, vermutlich im Benediktinerkloster Her- renchiemsee (→  Chiemsee), literaturüblich »in Schwa- ben« (Ellwangen, Baden-Württemberg). In der ältesten (12. Jh.) altbulgarischen Handschrift der →  Method- vita aus Russland heißt es na Svaby (= Švaby). Das ist eine Bezeichnung für alles, was man sonst mit nemcy (anachronistisch übersetzt »Deutschland«) bezeichnete. In der Salzburger Klosterhaft und über seine sloweni- sche Mitarbeiter (→  Methodvita XVII) konnte sich Method mit slowenischen Texten vertraut machen. Das Unternehmen »Bibelübersetzung« (Method-Bibel) war 882 mithilfe von Schnellschreibern skoropisci ab- geschlossen. Einige Mitarbeiter waren gewiss aus dem karantanischen Raum und mit →  karantanersloweni- schen/→  altslowenischen Bibeltexten vertraut. Dieser Text (gewichtmäßig mehrere Folianten) ist über das damals bulgarische Belgrad nach Bulgarien gekommen. Bei den slowenischen →  Carantani wurde die Method- Übersetzung nicht verwendet und wäre auch von den Salzburger Weihbischöfen und Priestern (in →  Maria Saal/Gospa Sveta) nicht zugelassen worden. In der süd- östlichen Salzburger Kirchenprovinz, deren Zentrum Karantanien war, gab es schon 100 Jahre vor Method Übersetzungen von Teilen der Heiligen Schrift (für doctrina et officium), allerdings keine »Vollbibel«. Papst Hadrian II. hat Method angeordnet : »Diesen einen Brauch aber bewahrt : bei der Messe lest den Apostel und das Evangelium zuerst römisch (= lateinisch), dann slawisch (= slowenisch).« Das bedeutet, es gab schon karantanerslowenische/slowenische Übersetzun- gen. Method hat sich übrigens als Nachfolger seinen Mitarbeiter Gorazd gewünscht, weil dieser »in latei- nischen Schriften gut bewandert ist« (→  Methodvita). Der slowenischen Übersetzung liegt wie in Salzburg/ Baivaria die lateinische Vulgata und nicht der griechi- sche Reichstext zugrunde. Die Übersetzung der B. ist für die meisten euro- päischen Sprachen der Beginn einer eigenen Schrift- sprache. Die christlichen (avant la date katholischen) Slowenen in Karantanien (→  Maria Saal/Gospa Sveta) und Pannonien (Moosburg/Zalavár) hatten schon seit Anfang der Salzburger Mission nach 750 für Evan- gelium und Lesung beim Gottesdienst slowenische Übersetzungen in lateinischer Schrift. Das sind die äl- testen Bibeltexte und Texte von slawischen Sprachen überhaupt. Die (ebenfalls avant la date katholischen) Kroaten hatten theoretisch seit 882/885 die Vollbibel des Method in glagolitischer Schrift und die später orthodoxen Slawen in Bulgarien, Serbien, der Ukraine, und in Russland in kyrillischer Schrift. Das Prestige ei- nes solchen Textes stand weit über sonstiger Literatur. Vollbibeln oder Gesamtbibeln erschienen meist erst im Zusammenhang mit der politisch-religiösen Bewegung des →  Protestantismus, des sprachlichen Selbstbewusstseins und der bewussten Volkwerdung (→  Ethnogenese). Das Vorbild für die erste Gesamt- übersetzung ins Slowenische war für die Protestanten und später auch Katholiken die Übersetzung durch Martin Luther (1534). Der Krainer →  Dalmatin bemüht sich in seiner 1584 in Wittenberg (Sachsen- Anhalt) gedruckten Bibel, mit einer deutschen Vor- rede für alle slowenischen Dialekte (darunter vor allem kranjski und koroški) verständlich zu sein, und gibt eine Art Dialekt-Konkordanz in einem »Register« heraus (→  Dialektgruppen). Auch der Krainer →  Trubar, der Evangelienübersetzer nach der Luther’schen Vorlage, wendet sich in seinem Katechismus (1550) an das ganze slowenische Volk, Protestanten und Katho- liken. Er spricht in der deutschen Vorrede von unse- rer windischen Sprach (→  Windisch) und wendet sich im slowenischen Text mit lubi Slovenci (meine lieben Slowenen) an alle Slowenen (→  Ethnonym Slovenci im Slowenischen, →  Ethnonym Slowene im Deutschen). Die Bibelübersetzung →  Dalmatins zählt nach der Luthers zu den ersten europäischen Voll-Übersetzun- gen der B. in eine »Nationalsprache«, was trotz Fehlens eines Nationalstaates bemerkenswert ist. Das erklärt sich als noch gefühlte relevante historische →  Konti- nuität karantanerslowenischer →  Rechtstraditionen wie etwa der →  Fürsteneinsetzung (seit dem 8. Jh. auf Karantanerslowenisch und dann bis 1414 in den neu- eren slowenischen und bairischen Sprachformen), die →  Trubar auf seinen Reisen durch Kärnten/Koroška wahrgenommen haben musste. Beachtenswert ist die Gründung der protestantischen Gemeinde →  Agorit- schach/Zagoriče (→  Arnoldstein/Podklošter), die über Jahrhunderte als kryptoprotestantische Gemeinde die slowenische Buchtradition wahrte und die Dalma- tin-Bibeln aufbewahrte. Damit beginnt eine sprach- liche Erneuerung/Veränderung auf krainischer Grund- lage, die primär für die Protestanten gedacht war. Die heutige slowenische Schriftsprache basiert auf diesen von Krainern geschaffenen Texten. Der →  Protestan- tismus wird zum Geburtshelfer der neuen gesamtslo- wenischen Literatursprache und somit der sloweni- schen Nation. In den (katholischen) Kirchen Kärntens wurden weiterhin die alten Texte verwendet, allmählich
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
1: A – I
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
542
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
  2. Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
  3. Geleitwort von Johannes Koder 9
  4. Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
  5. Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
  6. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
  7. Verzeichnis der Siglen 40
  8. Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
  9. Editoriale Hinweise 51
  10. Lemmata Band 1 A – I 55
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