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Cankar, Ivan
Innencover, 1937
Küstenändisch-Triestiner
Erzählung
künstlerischer Schöpferkraft, in dem er die stilistischen
und philosophischen Strömungen im europäischen
Literaturraum studierte, assimilierte und sublimierte
(Symbolismus, Bergson, Emmerson).
C. konnte wie kein anderer Künstler aus diesem Sub-
limierungsprozess heraus grundsätzliche und qualitativ
umwälzende Neuerungen in die slowenische Literatur,
Kultur und Politik einbringen. Sein künstlerisches, so-
ziales, politisches und nationales Engagement verwirk-
lichte er konsequent in seinen literarischen Schöpfun-
gen, in denen er die Sprache in all ihren Dimensionen
ganz bewusst in höchster Vollendung zum Einsatz
brachte. Das heißt vor allem, dass die Kunst des Wortes
– das sprachliche Kunstwerk – nicht nur Ausdrucksmit-
tel seiner Anliegen wird. Die Sprache erhält bei C. eine
autonome Kunstdimension, die vordergründig für sich
und aus sich heraus als Sprache in der Sprache – eben
als Kunstwerk – lebt. C. wurde der konsequenteste Ver-
treter der poetischen und ästhetischen Prinzipien des
französischen Symbolismus in der slowenischen Lite-
ratur, der durch C. eine zusätzliche Dimension erfährt,
nämlich das gesellschaftspolitische Engagement als po- etisches Stilmittel. Dadurch wird die gesellschaftskri-
tische Botschaft zum magischen Wort, wie es einst im
Mythos wirkte, das den Menschen ganzheitlich erfasst,
die bloße Information durchbricht und dem Leser den
Nachvollzug, das Miterleben ermöglicht, ihn in den
Bannkreis des Geschehens einbezieht und betroffen
macht.
Die politische und gesellschaftliche Situation seines
Volkes ließ er in seine künstlerischen Auseinanderset-
zungen einfließen und machte eben auch die gesell-
schaftspolitische Auseinandersetzung zum Sujet seines
sprachlichen Kunstwerkes, das dadurch auch die Funk-
tion einer politischen Aktion übernahm. Ein solches
Werk war seine 1907 – also im Jahr seiner Kandidatur
auf der Liste der slowenischen sozialdemokratischen
Partei – erschienen. Es war dies seine am häufigsten
übersetzte Erzählung Hlapec Jernej in njegova pravica
[Der Knecht Jernej und sein Recht].
Mit seinem Roman Hiša Marije Pomočnice [Das Haus
der Barmherzigkeit] aber, der 1904 erschienen war,
sprengte C. zudem in mehrfacher Hinsicht den nati-
onalen Rahmen der slowenischen Literatur. Der Stoff,
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55