Seite - 239 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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Deportationen 1942
Sturm Sofija mit Franc und
Katja im Zwischenlager in
Ebenthal/Žrelec, April 1942
Vergessene Opfer
Deportationen 1942 Entschädigungszahlungen ließen noch lang auf sich
warten.
Nicht nur die Entschädigung für Sachgüter, wie etwa
intakte Höfe mit vielen Tieren, von denen nach dem
Krieg wenig übrig war, gestaltete sich schwierig, son-
dern auch die Rückübertragung der Höfe ins Grund-
buch. So wurden zwar anfänglich sogenannte Hofbe-
gehungskommissionen mit Beteiligung von Vertretern
der Volksgruppe, des Landes, der Gemeinde sowie
der derzeitigen Nutzer eingerichtet. Die gesetzlichen
Grundlagen für die Restitution wurden jedoch erst
1947 durch das dritte Rückstellungsgesetz geschaffen.
»Insgesamt wurden zwischen 1946 und 1949 sieben
Rückstellungsgesetze beschlossen. Diese wiesen aber in
sich keine durchgängige Systematik auf, sodass es für
die Betroffenen schwierig war, herauszufinden, wel-
ches Gesetz für ihren Fall anwendbar und bei welcher
Behörde ein Antrag einzubringen war.« Zwar kam es
1946 zu ersten Entschädigungen vonseiten des Bun-
des, spätestens Ende der 1940er-Jahre wurden die Ver-
sprechungen, wie Entner und Wilscher (vgl. 2006,
69) betonen, jedoch nicht weiter verfolgt. Anfang der
1950er-Jahre wurden die letzten Auszahlungen sogar
an eine Verpflichtung, keine weiteren Zahlungsbeträge
zu fordern, gekoppelt (vgl. ebd., 70). Dazu kam noch die Schwierigkeit, dass die Zahlungen auf Basis der
Hofbegehungen erfolgten, die bei Weitem nicht alle
Besitztümer berücksichtigt hatten und nicht von allen
Betroffenen durchgeführt worden waren. Außerdem
wurden lediglich die sogenannten »Ausgesiedelten« da-
bei berücksichtigt, Menschen, die im Widerstand tätig
gewesen waren, jedoch nicht.
Erst das Bundesgesetz vom 4. Juli 1947 über die
»Fürsorge für die Opfer des Kampfes um ein freies, de-
mokratisches Österreich und die Opfer politischer Ver-
folgung« (Opferfürsorgegesetz, OFG) regelte auch den
Umgang mit ehemaligen Partisanen und ihren Helfern.
Quellen/Web : Drittes Rückstellungsgesetz (BG vom 6. Februar
1947 über die Nichtigkeit von Vermögensentziehungen ; BGBl.
54/1947) Gegenstand : Entzogene Vermögen, die sich in der Hand von
Einzelpersonen, Firmen oder Institutionen befanden. Vollziehende
Behörde : Bei den Landesgerichten für Zivilrechtssachen eingerichtete
Rückstellungskommissionen, die aus dem Vorsitzenden und dessen
Stellvertretern, die alle Richter sein mussten, sowie aus Beisitzern
bestand, die Laien waren. Zweite Instanz waren die bei den Oberlan-
desgerichten eingerichteten Rückstellungsoberkommissionen, dritte
Instanz war die Oberste Rückstellungskommission beim Obersten
Gerichtshof. Bedeutung : Das dritte war das wichtigste aller Rückstel-
lungsgesetze, betraf es doch die größte Zahl entzogener Vermögen.
Dementsprechend heftig wurde es politisch von Wirtschaftskreisen
und dem Verband der Unabhängigen, einem Sammelbecken unter
anderem ehemaliger Nationalsozialisten, publizistisch und parlamen-
tarisch bekämpft. Alle Versuche, das Gesetz zum Nachteil der geschä-
digten Eigentümer zu ändern, scheiterten am Widerstand der West-
alliierten. Zahlenangaben sind keine verfügbar, da ein großer Teil der
Akten der Rückstellungskommissionen 1986 – vermutlich aus Un-
wissenheit – vernichtet wurde. Auf Ersuchen des DÖW wurde diese
Aktenvernichtung 1986 gestoppt, allerdings konnte damit nur mehr
ein kleiner Teil der Akten gerettet werden.« (vgl. www.doew.at/frames.
php?/service/ausstellung/doew_restitution/3.html ; Dokumentations-
archiv des österreichischen Widerstandes : www.doew.at (20. 1. 2013).
Lit.: Spurensuche, Erzählte Geschichte der Kärntner Slowenen. Hg.
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien [u. a.].
Wien 1990 ; A. Malle, V. Sima (Hg.) : Zveza Slovenskih Izseljencev.
Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942. Volks- und
staatsfeindlich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Celovec/
Klagenfurt, 1992 ; V. Sima : Die Vertreibung der Kärntner Slowenen
1942. In : A. Malle, V. Sima (Hg.) : Zveza Slovenskih Izseljencev.
Narodu in državi sovražni. Pregon koroških Slovencev 1942, Volks-
und staatsfeindlich. Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942.
Celovec/Klagenfurt 1992, 133–208 ; V. Sima : Gewalt und Wider-
stand 1941–1945. In : A. Moritsch (Hg.) : Die Kärntner Slovenen
1900–2000. Bilanz des 20. Jahrhunderts. Klagenfurt/Celovec [e. a.]
2000, 263–280 ; V. Sima : Die Vertreibung slowenischer Familien als
Höhepunkt deutschnationaler Politik in Kärnten. In : A. Malle, V. Sima
(Hg.) : Pregon koroških Slovencev 1942, Die Vertreibung der Kärnt-
ner Slowenen. Klagenfurt/Celovec 2002, 133–172 ; K. Stuhlpfarrer :
Umsiedlungen und Deportationen während des zweiten Weltkriegs. In :
A. Malle : (Hg.) : Pregon koroških Slovencev 1942, 2002, Die Vertrei-
bung der Kärntner Slowenen. Klagenfurt/Celovec 2002, 119–132 ; S.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 1: A – I
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 542
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
- Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
- Geleitwort von Johannes Koder 9
- Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
- Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
- Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
- Verzeichnis der Siglen 40
- Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
- Editoriale Hinweise 51
- Lemmata Band 1 A – I 55