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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
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371 Fürsteneinsetzung Buchcover mit einer Zeit- genössischen Darstellung der Herzogseinsetzung von Leopold Stainreuter aus dem 14. Jh. Habsburger, der sich der gesamten Zeremonie der F. unterzog. Ab 1597 fand die F. nicht mehr statt. Die ältesten Berichte über eine »Fürstenwahl« und ihre Ze- remonie kennen wir aus der Reimchronik des Otakar aus der Gaal († um 1320), aus dem Schwabenspiegel, einem Rechtsbuch des 14. Jh.s (Einschub : von hertzogen und kaerdnern rechten), und aus dem Bericht liber certa- rum historiarum des Abtes von Viktring/Vetrinj →  Jo- hannes († 1347). Was vom 8. bis ins 13. Jh. wirklich bei den einzelnen F. geschah, kann man nur vermuten. Allen Berichten gemeinsam ist, dass →  windisch/slo- wenisch gesprochen wurde (der gewählte Fürst wurde ›windisch‹ gefragt und musste ›windisch‹ antworten) und dass das »Volk« bei der Huldigung windische Lais- sen (→  Lieder) gesungen hat. Leider sind die Texte nicht aufgeschrieben. Die Volksversammlung (bei den Russen veče), bestehend aus den freien Bauern (→  Ed- linger/Kosezi [vgl. polnisch ksiądz]), den Wehrbauern (→  in pago Crouuati) oder den Wahlmännern (dobri ljudi, bairisch »die Herren«). Sie »wählten« den neuen Fürsten. Geschäftsführend war der slowenische »Her- zogbauer«. Da Slowenisch nicht geschrieben wurde, sondern nur Latein und Bairisch (→  Minnesang), ist die slowenische Terminologie für Fürst/Herzog, Her- zogbauer, Parlament, Wehrbauer, Freibauer, Eid und dgl. wie in der deutschsprachigen Historiografie üblich nur aus Relikten im Wortschatz rekonstruierbar. So heißt im Gegensatz zu allen anderen slawischen Sprachen »der Bauer« kmet. Das geht eindeutig auf lat. comis/ comitem (meist als »Graf« übersetzt, slowenisch heute grof) und das Ladinische (heute cunt, französisch comte) zurück. Es scheint mit der bedeutenden Rolle der ka- rantanerslowenischen Freibauern (→  Edlinger/kosezi) »den Grafen comites« zusammenzuhängen. 631 wird erstmals ein dux Vinedorum genannt, dann der sagenumwobene Samo (7. Jh.) und nach einer Zeitlücke von etwa 100 Jahren im 8. Jh. Borut († 750), sein Sohn Carastus/Gorazd, sein Neffe Cheit- mar/Hotimir, dann ein Waltunc/Vladyka († um 788) und noch eine Reihe anderer →  duces Carantano- rum. In dieser Zeit gab es öfter Aufstände →  carmula der heidnischen Granden pagani gentiles, die das Chris- tentum nicht annehmen wollten. Eine entscheidende Veränderung war unter Borut die Einführung des Christentums durch →  Salzburg und der Anschluss an →  Baivarien (ab 745) (→  Christianisierung). Ein Fürst musste von da an Christ (karantanerslowenisch krišken, so in den →  Freisinger Denkmälern) sein. Zur Diskus- sion steht, welche Sonderrechte und eigene Bräuche »in Baivarisch/Salzburger Zeit« in Karantanien erhalten blieben oder entstanden sind. Waren es landeseigene, ursprünglich slawisch/slowenische oder awarische (→  Awaren) ? »Germanische« Herkunft, an die man in nationalsozialistischen Zeiten dachte, verbietet sich aufgrund des völligen Fehlens germanischen Brauch- tums im Alpenraum (→  Personalitätsprinzip). Jeden- falls ist die vom Abt von Viktring/Vetrinj geschilderte Zeremonie der F. (er war bei einer selbst Augenzeuge) in ihrer Art weitherum einzigartig. Das Thema wurde literaturüblich zu einer rechtshistorisch/volkskundli- chen Frage. Die von →  Virgil erwähnten →  carmula waren keine von manchen ideologisch gedeuteten Auf- stände der »Ackerbauern« gegen die »Viehzüchter« oder der Slowenen gegen die Awaren, sondern der re- nitenten, dem alten Glauben anhängenden »Slowenen« der Oberschicht pagani gentiles und der Taufwilligen. Bedauerlich ist, dass nicht einmal der slowenische Titel (die Dignitätsbezeichnung) des Fürsten, des Herrschers und obersten Richters bekannt ist : Blag/blaž (Blažje polje »Fürstenfeld«), župan/pan, bojan/ban (Baniki/ Fanning) kämen infrage. Knez (in der Kiewer Rus aus altschwedisch konung über altrussisch kunendz > rus-
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 1: A – I
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
1: A – I
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
542
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Geleitwort von Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates (Juli – Dezember 2014) 7
  2. Spremna besede Ane Blatnik, predsednice državnega sveta (julij – december 2014) 8
  3. Geleitwort von Johannes Koder 9
  4. Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers 11
  5. Einleitung – slowenische Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška 15
  6. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 38
  7. Verzeichnis der Siglen 40
  8. Verzeichnis der Abkürzungen und Benutzungshinweise 46
  9. Editoriale Hinweise 51
  10. Lemmata Band 1 A – I 55
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