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Statistische Auswertung xxv
und einem Theologen zusammen. Somit wurden in diesem Jahr an einer – wenngleich
nicht unbedeutenden – italienischen Universität mehr juristische Doktorgrade vergeben
als an allen juridischen Fakultäten des Reiches zusammen133.
1.8 Statistische Auswertung
In dem hier betrachteten Zeitraum von der Mitte des 15. bis zur Mitte des 16. Jahr-
hunderts stand Wien im Hinblick auf die Gesamtimmatrikulationen teilweise an der
Spitze aller Universitäten nördlich der Alpen. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
studierten über 19.000 Universitätsbesucher in Wien, das sind beinahe ein Viertel aller
Studierenden im Reich134. Ab 1500 holten die anderen Universitäten im Reich auf, ab
den 1530er-Jahren hatte Wien seinen quantitativen Spitzenplatz bereits verloren und um
1550 konnten die Universitäten in Wittenberg, Leipzig, Ingolstadt und Frankfurt/Oder
teilweise deutlich mehr Studierende als Wien verzeichnen135.
Die Universitäten im Reich waren zu einem Großteil Artistenschulen, 80 bis 90 Pro-
zent der Studenten können den Fakultäten der Artes zugerechnet werden, um die 10 Pro-
zent waren Juristen, der Rest teilte sich auf Theologen und einige wenige Mediziner auf136.
Die stark frequentierte Wiener Universität war in besonderer Weise eine Artistenschule,
der Anteil der Juristen an der Gesamtzahl der Scholaren lag im 15. Jahrhundert nur zwi-
schen fünf und sechs Prozent137. Das sind auf das 15. Jahrhundert gerechnet im Durch-
schnitt 20 Einschreibungen pro Jahr138, in dem hier betrachteten Zeitraum 15 Personen
jährlich. Der allgemeine Rückgang an der Universität Wien ab 1520 ist also auch deutlich
an der Juristenfakultät zu bemerken. Immer wieder kommt es vor, dass in einem Semester
keine oder nur ein bis zwei Personen immatrikuliert waren. Zum Vergleich: In Köln lag
der Anteil der Juristen, gemessen an der Gesamtzahl, bei etwa 13 Prozent139.
1.8.1 Frequenz
Innerhalb des Zeitraums von 115 Jahren, also zwischen 1442 bis 1557, konnten an der
Juristenfakultät der Universität Wien 1.666 Personen erfasst werden. Viele Personen
scheinen öfter in der Matrikel auf, sowohl bei der Immatrikulation als auch bei jeder Gra-
duierung, die Zahl der Einträge ist de facto also viel höher.
Die Verteilung der Studierenden auf die einzelnen Semester variiert sehr stark, der
Höchstwert wird im Jahr 1498 mit 62 erreicht, in einigen Jahren, besonders ab den
1520er-Jahren, sind über den Zeitraum von einigen Semestern weder Neuaufnahmen
noch Promotionen verzeichnet. Figur 1 zeigt die Immatrikulationen nach Jahren, die Fi-
guren 1.1, 1.2 und 1.3 umfassen zur besseren Sichtbarkeit jeweils ein Drittel der Zeit-
spanne.
133 Hesse, Acta Promotionum, 248.
134 Schwinges, Universitätsbesucher, 61–73; Hesse, Blick, 101–103.
135 Zwischen 1541 und 1550: Wittenberg: 4487; Leipzig: 3192; Ingolstadt: 1928; Frankfurt/Oder: 1628;
Wien: 1560; Freiburg: 1386 Immatrikulationen. Hesse, Blick, 104.
136 Uiblein, Universität, 95 f. Schwinges, Reich, 236, 243.
137 Schwinges, Universitätsbesucher, 469.
138 Immenhauser, Juristen (Liz.), 5.
139 Schwinges, Reich, 247; Schwinges, Universitätsbesucher, 447, 468.
Die Matrikel der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät
Matricula Facultatis Juristarum Studii Wiennensis, Band II:1442–1557
- Titel
- Die Matrikel der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät
- Untertitel
- Matricula Facultatis Juristarum Studii Wiennensis
- Band
- II:1442–1557
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20255-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung vii
- 1.1 Forschungsstand viii
- 1.2 Vorhaben und Ziele der Edition x
- 1.3 Die Quelle xi
- 1.4 Der Wert der Quelle – Prosopografische Erkenntnisse xii
- 1.5 Die juridische Fakultät: Studienvoraussetzungen, Studienverlauf und Größe xiv
- 1.6 Paläografische Analyse xvii
- 1.7 „Studium im Ausland“ – Italienaufenthalt und römisch-rechtlicher Einfluss xxi
- 1.8 Statistische Auswertung xxv
- 1.9 Berufliche Wirkungsfelder der Juristen xxxviii
- 1.10 Liste der Dekane xlii
- 1.11 Kurzzitate und Siglen der Quellen und Literatur xlvii
- 1.12 Abkürzungen im Text und in den Registern xlviii
- 1.13 Grundsätze der Edition li
- 1.14 Vorbemerkung zu den Registern lii
- 1.15 Quellen und Literatur liii
- 2. Text der Matrikel 1442–1557 1
- 3. Register 119
- Abstract 259