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Die Matrikel der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät - Matricula Facultatis Juristarum Studii Wiennensis, Band II:1442–1557
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xxxiv Einleitung Die Juristen galten ganz allgemein als vornehmer, und so könnte man annehmen, dass der Anteil der Adeligen besonders unter den Juristen hoch war. Für die Universität Wien kann von 1,3 Prozent ausgegangen werden, Heidelberg stand im Reich mit 3,4 Prozent an der Spitze, vor Köln mit 2,3 Prozent und Erfurt mit 2 Prozent167. Dies entsprach ungefähr dem Anteil der Adeligen an der Gesamtbevölkerung, der auf 1,5 bis 2 Prozent geschätzt wird168. Für die Wiener Juristenfakultät wird von 4,3 Prozent (1402–1519)169 bis 8 Pro- zent170 ausgegangen, jedoch unter Einbeziehung von „Adelsverdächtigen“ (zum Beispiel jenen, die eine erhöhte Taxe zahlten). Somit kann keineswegs von einer „Adelsfakultät“ gesprochen werden. Zum Vergleich: An der Kölner Juristenfakultät zum Beispiel betrug der Anteil der Adeligen 7,5 Prozent171. Insgesamt dauerte ein Studium an einer der höheren Fakultäten länger als an der Artis- tenfakultät und war folglich kostenintensiver und für mittellose Studenten ungeeignet. Ein Jusstudium galt Adeligen wohl eher als standesgemäß als ein Studium der artes, oft wurde jedoch kein Abschluss angestrebt172. Für Adelige war eine Graduierung oft nicht erstrebens- wert, das Rechtswissen war für den beruflichen Werdegang, gepaart mit der Herkunft, den Beziehungen und Netzwerken, offensichtlich ausreichend173. Für die Wiener Juristenfakultät kann im betreffenden Zeitraum von einer zehnprozentigen Graduierungsrate im Adelsstand ausgegangen werden174, wobei die allgemeine Graduierungsrate an der Wiener Juristenfakul- tät bei 16,5175 lag, in Köln dagegen bei 27 Prozent176. Attraktiver war, wie bereits beschrie- ben, – auch für nichtadelige Scholaren – das Jusstudium im Ausland, bevorzugt an einer der renommierten norditalienischen Universitäten177. Hierbei ist noch zu erwähnen, dass mit dem beginnenden 16. Jahrhundert eine Änderung im Hinblick auf adelige Juristen einsetzte. Schon unter Kaiser Friedrich III. machte sich die Tendenz bemerkbar, dass der Einfluss von gelehrten Juristen im Rat und bei Hofgericht stieg. Zunehmend war es nicht mehr möglich, allein aufgrund der Standesqualität in den kaiserlichen Dienst zu gelangen178. 1.8.4.2 Klerus und pauperes Die Zuordnung zum Klerus gestaltet sich etwas einfacher. In vielen Fällen sind die Kleriker als solche festzumachen, zum Beispiel durch die Bezeichnungen canonicus, frater, plebanus oder die Angabe anderer kirchlicher Ämter (octonarius, rector). Wie oben schon beschrie- ben, sind diese Nennungen nachweislich nicht vollständig, vor allem was die Kombination von Standesbezeichnungen, akademischen Graden und Ordenszugehörigkeit betrifft. Für die Wiener Juristenfakultät konnten 21 Prozent Kleriker ausgemacht werden179, jedoch 167 Schwinges, Universitätsbesucher, 381. 168 Schwinges, Universitätsbesucher, 381. 169 Immenhauser, Juristen (Liz.), 76 f. 170 MFJ I, XVI f. 171 Schwinges, Universitätsbesucher, 481. 172 Hesse, Acta Promotionum, 242 f.; Schwinges, Universität, 366 f. 173 Immenhauser, Juristen (Liz.), 80. 174 Immenhauser, Juristen (Liz.), 80. 175 Siehe oben. 176 Hesse, Acta Promotionum, 243 f. 177 Lackner, Adel und Studium, 85. 178 Niederstätter, Jahrhundert, 280. 179 351 von 1.666. Von diesen sind über 120 canonici (Mitglieder der Domkapitel etwa 90 und der Rest Stiftsherren), knapp 100 plebani (Pfarrer), knapp 40 fratres und 25 presbyteri. Der Rest teilt sich auf Äbte, Pröpste, Kapläne, Kantoren usw. auf. Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Matrikel der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät Matricula Facultatis Juristarum Studii Wiennensis, Band II:1442–1557
Titel
Die Matrikel der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät
Untertitel
Matricula Facultatis Juristarum Studii Wiennensis
Band
II:1442–1557
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20255-4
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
326

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung vii
    1. 1.1 Forschungsstand viii
    2. 1.2 Vorhaben und Ziele der Edition x
    3. 1.3 Die Quelle xi
    4. 1.4 Der Wert der Quelle – Prosopografische Erkenntnisse xii
    5. 1.5 Die juridische Fakultät: Studienvoraussetzungen, Studienverlauf und Größe xiv
    6. 1.6 Paläografische Analyse xvii
    7. 1.7 „Studium im Ausland“ – Italienaufenthalt und römisch-rechtlicher Einfluss xxi
    8. 1.8 Statistische Auswertung xxv
      1. 1.8.1 Frequenz xxv
      2. 1.8.2 Graduierungen xxix
      3. 1.8.3 Artes-Studium als Voraussetzung? xxxi
      4. 1.8.4 Soziale Gliederung der Juristen in Wien xxxiii
        1. 1.8.4.1 Adelige Universitätsbesucher xxxiii
        2. 1.8.4.2 Klerus und pauperes xxxiv
      5. 1.8.5 Taxen xxxv
      6. 1.8.6 Regionale Herkunft der Universitätsbesucher xxxvi
    9. 1.9 Berufliche Wirkungsfelder der Juristen xxxviii
    10. 1.10 Liste der Dekane xlii
    11. 1.11 Kurzzitate und Siglen der Quellen und Literatur xlvii
    12. 1.12 Abkürzungen im Text und in den Registern xlviii
    13. 1.13 Grundsätze der Edition li
    14. 1.14 Vorbemerkung zu den Registern lii
    15. 1.15 Quellen und Literatur liii
      1. 1.15.1 Ungedruckte Quellen liii
      2. 1.15.2 Gedruckte Quellen liv
      3. 1.15.3 Literatur lv
  2. 2. Text der Matrikel 1442–1557 1
  3. 3. Register 119
    1. Register der Vornamen 119
    2. Register der Zu- und Ortsnamen 172
  4. Abstract 259
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