Seite - 26 - in Vorlesungen über Thermodynamik
Bild der Seite - 26 -
Text der Seite - 26 -
Grundtatsachen und Definitionen 26
§ 41. Dagegen kann man offenbar nicht von einem Molekulargewicht
der Mischung sprechen, sondern ho¨chstens von einem
”
scheinbaren“ oder
”
mittleren“Molekulargewicht,indemmandarunterdasjenigeMolekulargewicht
versteht, welches ein chemisch homogenes Gas haben wu¨rde, wenn es in
derselben Masse dieselbe Moleku¨lzahl wie die Mischung enthielte. Bezeichnen
wir das scheinbare Molekulargewicht mit m, so ist die Moleku¨lzahl
M1 +M2 + . ..
m = M1
m1 + M2
m2 + . ..
folglich
m= M1 +M2 + . ..
M1
m1 + M2
m2 + . .. .
Daraus berechnet sich z.B. das scheinbare Molekulargewicht der Luft
folgendermaßen. Da m1 = O2 = 32, m2 = N2 = 28, M1 :M2 = 0,30 nach §20,
so ist
m= 0,3+1
0,3
32 + 1
28 = 28,9
etwas gro¨ßer als das Molekulargewicht des Stickstoffs.
§42. Ergibt somit die Zustandsgleichung fu¨r jedes ideale Gas, sei es
chemisch homogen oder nicht, nach (16) unmittelbar die Gesamtzahl der
darin enthaltenen Moleku¨le, so liefert sie, wie schon §19 hervorgehoben
wurde, kein Mittel, um zu entscheiden, ob die Moleku¨le gleichartig sind
oder nicht. Bei der Untersuchung dieser Frage ist man auf andere Methoden
angewiesen, von denen aber keine in allen Fa¨llen praktisch brauchbar ist.
Ha¨ufig fu¨hrt die Beobachtung der Diffusion, namentlich durch eine poro¨se
oder noch besser semipermeable Wand zum Ziele, indem die einzelnen
Gase einer Mischung sich durch ihre ungleiche Diffusionsgeschwindigkeit, die
bei semipermeablen Wa¨nden bis auf Null herabsinken kann, voneinander
trennen und so die chemische Inhomogenita¨t der Substanz verraten. Oft
gibt auch die Entstehungsgeschichte des Gases unmittelbaren Aufschluß
u¨ber seine chemische Beschaffenheit. Eine prinzipielle Definition fu¨r ein
chemisch homogenes Gas liefert erst der Ausdruck der Entropie, §237.
§ 43. Wenn ein Gas oder ein Dampf den fu¨r ideale Gase gu¨ltigen
Gesetzen nicht folgt, mit anderen Worten: wenn es eine von der Temperatur
oder dem Druck abha¨ngige spezifische Dichte besitzt, so kann man dennoch
dieAvogadrosche Definition des Molekulargewichts zur Anwendung bringen
und nach Gleichung (16) setzen: n= pV
RT ; nur ergibt sich dann offenbar keine
konstante, sondern eine von dem augenblicklichen Zustand der Substanz
zurück zum
Buch Vorlesungen über Thermodynamik"
Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253