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Wa¨rmemenge 31
beha¨lt, mag sie nun dem Dulong-Petitschen Gesetz entsprechend = 6,3
sein oder nicht. Doch besitzt auch diese Beziehung nur angena¨herte
Gu¨ltigkeit.
§ 51. Da alle kalorimetrischen Messungen gema¨ß der in §44 gegebenen
Definition immernurdieBetra¨ge zugefu¨hrteroderabgeleiteterWa¨rmemengen
ergeben, so liefern sie durchaus keinen Aufschluß u¨ber die Frage nach
der Gro¨ße der in einem Ko¨rper von bestimmter Temperatur im ganzen
”
enthaltenen“ Wa¨rmemenge. Es wu¨rde na¨mlich widersinnig sein, die in einem
Ko¨rper von gegebener Temperatur, Dichte usw. enthaltene Wa¨rmemenge
etwa gleich der Anzahl der Kalorien zu setzen, welche dem Ko¨rper zugefu¨hrt
werden mu¨ssen, um ihn in den betrachteten Zustand zu bringen, ausgehend
etwa von einem gewissen Normalzustand. Denn die Gro¨ße dieser Zahl wu¨rde
ganz verschieden ausfallen je nach der Art und Weise, wie der Ko¨rper
aus dem einen in den andern Zustand gebracht wird. Um z.B. ein Gas
von 0◦ unter Atmospha¨rendruck auf 100◦ und 10fachen Atmospha¨rendruck
zu bringen, kann man entweder so verfahren, daß man das Gas zuerst bei
konstantem Atmospha¨rendruck auf 100◦ erwa¨rmt und dann bei konstant
gehaltener Temperatur bis auf den 10fachen Druck komprimiert; oder man
kann das Gas zuerst bei 0◦ isotherm bis zu 10 Atmospha¨ren komprimieren
und dann isobar auf 100◦ erwa¨rmen, oder man kann endlich Kompression und
Erwa¨rmung gleichzeitig in ganz beliebig wechselndem Verha¨ltnis vornehmen.
In jedem aller dieser unendlich vielfach verschiedenen Fa¨lle erha¨lt man als
Gesamtzahl der zugefu¨hrten Kalorien eine andere Gro¨ße (vgl. die im §77
ausgefu¨hrte Berechnung vonQ), so daß man in diesem Sinne gar nicht von
einer bestimmten Wa¨rmemenge reden kann, die der Ko¨rper aufzunehmen
hat, um aus dem alten Zustand in den neuen zu kommen. Will man also die
”
gesamte in einem Ko¨rper enthaltene Wa¨rme“ als eine bestimmte Gro¨ße in
die Betrachtung einfu¨hren (wie das z.B. in der kinetischen Wa¨rmetheorie
geschieht, wo die in einem Ko¨rper enthaltene Wa¨rme als die lebendige Kraft
seiner inneren Bewegungen aufgefaßt wird), so hat man dieselbe jedenfalls
anders zu definieren als durch die Summation der dem Ko¨rper zugefu¨hrten
Wa¨rmemengen. Wir werden aber im folgenden dieses Begriffes gar nicht
bedu¨rfen und daher auch keine derartige Definition versuchen.
§ 52. Im Gegensatz zu der soeben geschilderten Sachlage mußte die
a¨ltere Carnotsche Theorie der Wa¨rme, die von der Auffassung der Wa¨rme
als eines unzersto¨rbaren Stoffes ausging, mit Notwendigkeit zu der Folgerung
kommen, daß die in einem Ko¨rper enthaltene Wa¨rme lediglich bedingt ist
durch die Zahl der von außen aufgenommenen oder nach außen abgegebenen
Kalorien. Wird daher ein Ko¨rper auf andere Weise als durch Zuleitung von
Wa¨rme, z.B. durch Kompression oder durch Reibung, erwa¨rmt, so blieb
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Buch Vorlesungen über Thermodynamik"
Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253