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Anwendungen auf homogene Systeme 41
die Substanz ruht, so besteht die ganze Energie dieses Systems aus der
sogenannten
”
inneren“ EnergieU, die nur von der inneren, durch Temperatur
und Dichte bedingten, Beschaffenheit der Substanz und von ihrer Masse
abha¨ngt, welch letzterer sie offenbar proportional ist. Im anderen Falle tritt
in dem Ausdruck der Gesamtenergie zu der inneren Energie U noch die
lebendige Kraft der Bewegung hinzu, deren Wert aus der Mechanik bekannt
ist.
Um die Abha¨ngigkeit der inneren Energie U von T und V festzustellen,
muß man das System auf irgendeine Weise in einen anderen Zustand bringen
und die dazu erforderlichen a¨ußeren Wirkungen messen. Dann liefert die
Gleichung (17) die eingetretene A¨nderung der Energie.
§ 68. La¨ßt man ein anfangs in Ruhe und auf gleichma¨ßiger Temperatur
befindliches Gas (Zustand 1) aus einem Gefa¨ß in ein anderes vorher
evakuiertes Gefa¨ß ausstro¨men, etwa durch Aufdrehen eines Verschlußhahnes,
so werden sich bei diesem Vorgang innerhalb des Gases zuna¨chst eine Reihe
von verwickelten mechanischen und thermischen Vera¨nderungen vollziehen.
Der ausstro¨mende Teil des Gases wird in schnelle Bewegung geraten,
spa¨ter beim Anprall gegen die Wa¨nde des zweiten Gefa¨ßes und bei der
Kompression durch die nachstu¨rzenden Massen sich erwa¨rmen, der im
ersten Gefa¨ß zuru¨ckbleibende Teil wird sich durch Ausdehnung abku¨hlen
usw. Nimmt man nun an, daß die Wa¨nde beider Gefa¨ße absolut fest
sind und die Wa¨rme absolut nicht leiten, und bezeichnet irgendeinen
nach beliebiger Zeit eingetretenen Zustand des Gases mit 2, so ist nach
Gleichung (17) die Gesamtenergie des Gases im zweiten Zustand gleich der
im ersten Zustand:U1, weil auf das Gas weder thermische noch mechanische
Einwirkungen von außen stattgefunden haben. Denn auch die von den
festen Wa¨nden vermo¨ge ihres Widerstandes ausgeu¨bte Kraft leistet keine
Arbeit. Im allgemeinen setzt sich die Energie im zweiten Zustand aus
vielen Teilen zusammen, na¨mlich erstens aus den lebendigen Kra¨ften der
Bewegungen aller einzelnen Gasteilchen und zweitens aus ihren inneren
Energien. Wartet man aber so lange, bis wieder vollsta¨ndige Ruhe und
thermisches Gleichgewicht eingetreten ist, und bezieht den Index 2 auf
den neuen Gleichgewichtszustand, so besteht die Gesamtenergie im zweiten
Zustand ebenso wie die im ersten nur aus der inneren Energie U2, und
man hat: U2 =U1. Nun sind aber die Variabeln T und V , von denen U
abha¨ngig ist, von den Werten T1, V1 auf die Werte T2, V2 u¨bergegangen,
wobei V2>V1; man kann also hieraus durch Messung der Temperaturen und
Volumina feststellen, wie sich mit vera¨ndertem Volumen die Temperatur
des Gases a¨ndert, falls die innere Energie U konstant bleibt.
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Buch Vorlesungen über Thermodynamik"
Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253