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Der zweite Hauptsatz der Wa¨rmetheorie 86
mit den Entropien S′1, S′2, .. . S′n u¨bergefu¨hrt worden, wobei
(57) S′1 +S′2 + . ..+S′n<S1 +S2 + . ..+Sn,
ohne daß in anderen Ko¨rpern A¨nderungen zuru¨ckgeblieben sind. Dann ko¨nnte
man nach dem im §123 bewiesenen Satze stets durch einen reversibeln
Prozeß, ohne in anderen Ko¨rpern Vera¨nderungen zuru¨ckzulassen, das System
in jeden beliebigen Zustand bringen, in welchem die Summe der Entropien
den Wert S′1 +S′2 + . ..+S′n besitzt; folglich auch in einen Zustand, in
welchem das erste Gas die Entropie S1, das zweite die Entropie S2, .. ., das
(n−1)te die Entropie Sn−1, und das nte Gas infolgedessen die Entropie:
(58) (S′1 +S′2 + . ..+S′n)−S1−S2− . ..−Sn−1
besitzt. Ist dies geschehen, so lassen sich alle Gase bis auf das nte durch
umkehrbare adiabatische Prozesse einzeln in ihren ehemaligen Zustand
zuru¨ckbringen. Nur das nte Gas besitzt die Entropie (58), und diese ist
nach der Voraussetzung (57) kleiner als die urspru¨ngliche Entropie Sn war.
So ist also im ganzen die Entropie des nten Gases verkleinert worden,
ohne daß in anderen Ko¨rpern irgendwelche Vera¨nderungen zuru¨ckgeblieben
sind,1 und dies hatten wir schon im vorigen Paragraphen als unmo¨glich
nachgewiesen.
Somit ist der am Anfang dieses Paragraphen ausgesprochene allgemeine
Satz bewiesen, und wir ko¨nnen daran unmittelbar den folgenden knu¨pfen.
§ 126. Wenn ein System idealer Gase auf irgendeinem, mo¨glicherweise
ga¨nzlich unbekannten Wege in irgendeinen anderen Zustand u¨bergegangen
ist, ohne daß in anderen Ko¨rpern A¨nderungen zuru¨ckgeblieben sind, so
ist die Entropie des Systems im Endzustand jedenfalls nicht kleiner, also
entweder gro¨ßer oder, im Grenzfall, ebensogroß als im Anfangszustand, oder:
die durch den Prozeß verursachte Gesamta¨nderung der Entropie ist = 0.
Im Falle der Ungleichung ist der Prozeß irreversibel, im Fall der Gleichung
reversibel.
Die Gleichheit der Entropien in beiden Zusta¨nden bildet also nicht
nur, wie in §123, eine hinreichende, sondern zugleich auch die notwendige
Bedingung fu¨r die vollsta¨ndige Reversibilita¨t des U¨bergangs von dem einen
Zustand in den anderen, falls in anderen Ko¨rpern keine A¨nderungen
zuru¨ckbleiben sollen.
§ 127. Dieser Satz hat einen betra¨chtlichen Gu¨ltigkeitsbereich; denn
da u¨ber den Weg, auf welchem das Gassystem in den Endzustand gelangt,
1Hebung und Senkung von Gewichtsstu¨cken sind keine inneren Vera¨nderungen, vgl.
die Anmerkungen zu §122.
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Buch Vorlesungen über Thermodynamik"
Vorlesungen über Thermodynamik
- Titel
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Autor
- Max Planck
- Verlag
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Ort
- Berlin und Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Kategorien
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Inhaltsverzeichnis
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253